Benjamin Schimmel, Jahrgang 1980, leitet eine Kanzlei für Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung in München. Noch immer schicken sie von dort Faxe an die Finanzverwaltung – Schimmel würde sich über mehr Tempo bei der Digitalisierung freuen.
Herr Schimmel, welche Rolle spielt das Faxgerät noch für Sie als Steuerberater?
Da gibt es zwei sehr verschiedene Antworten. Innerhalb unserer Kanzlei spielt das Faxgerät keine Rolle mehr. Wir haben unsere Faxnummer auch bewusst von Briefbögen und aus unserer E-Mail-Signatur entfernt. Es gibt nur ein paar Kunden, die uns noch Faxe schicken. In einem zentralen Bereich nutzen wir Faxe allerdings sehr wohl – für die Kommunikation mit dem Finanzamt.
Das geht auch im Jahr 2021 noch nicht ausschließlich per Mail?
Nein. Und zwar, weil man dem Finanzamt keine verschlüsselten E-Mails senden kann. Wir müssten also einwilligen, dass wir unverschlüsselte E-Mails hin und herschicken. Das wollen wir aber nicht, weil wir mit sensiblen Daten unserer Kunden umgehen. Es gibt einen digitalen Kommunikationsweg mit der Finanzverwaltung, den wir auch nutzen. Der ist aber nicht für alle Konstellationen geeignet.
Hat das Faxen nicht auch Vorteile, etwa beim Datenschutz?
Solche Nostalgie kann ich leider nicht teilen. Es gibt verschlüsselte Mails, es gibt sichere Portale. Früher war das Faxgerät angenehm, weil man alle Dokumente ohnehin auf Papier hatte – und weil das Gefaxte nahezu sofort beim Empfänger war. Aber heute ist das alles digital möglich.
Wann soll das Faxgerät in der Welt der Finanzämter ausgedient haben?
Es gibt verschiedenste Projekte in der Finanzverwaltung, digital zu werden. Inzwischen dürfen Steuererklärungen nur noch elektronisch übermittelt werden. Aber bis das Fax überhaupt nicht mehr zum Einsatz kommt, dürfte es noch dauern. Manchmal wird uns berichtet, dass im Finanzamt noch auf Papier ausgedruckt wird, was wir über das elektronische Portal hinschicken.
Wie sieht Ihr Fax aus?
Das ist ein Multifunktionsgerät. Faxe kommen bei uns direkt als pdf-Datei an, wir selbst arbeiten mit sogenannten E-Faxen als Teil unserer Mail-Software. Mit dem klassischen Faxgerät, wie ich es noch aus den Anfängen meiner Berufszeit kenne, hat das natürlich nichts mehr zu tun.
Sie haben die Steuerkanzlei von Ihrem Vater übernommen. Erinnern Sie sich an lustige Fax-Anekdoten?
Klar, Fax-Werbung zum Beispiel. Im Grunde ein Vorläufer der heutigen Spam-Mails. Da haben dann Autohändler Faxe geschickt, An- und Verkauf, solche Dinge. Das konnte man auch nicht einfach abstellen, sondern man musste an die Telekom schreiben, damit die andere Faxnummer irgendwie geblockt wird.
Welche Rolle spielt das Faxgerät 2031 noch in Ihrem Berufsalltag?
Keine. Ich bin zuversichtlich, dass wir das in spätestens fünf Jahren erledigt haben.
Interview: Maximilian Heim