Kappel-Grafenhausen – Als Klaus P. am 13. Juli gegen 23 Uhr ins Bett ging, schaute er im Vorbeigehen durch die halboffene Tür ins Zimmer seines Sohnes Pascal. Der 20-Jährige saß entspannt vor dem Fernseher. Beruhigt ging Klaus P. zu Bett. Wie hätte der Familienvater aus dem baden-württembergischen Kappel-Grafenhausen ahnen sollen, dass er seinen Sohn in diesem Moment zum letzten Mal lebend gesehen hatte. Pascal starb in dieser Nacht im Schlaf – zwei Tage nach seinem ersten Fußballtraining und vier Monate nach seiner vermeintlich überstandenen Covid-19-Erkrankung.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass es zwischen der Corona-Infektion, dem Fußballtraining und Pascals Tod einen Zusammenhang gibt, erklärt der Herzspezialist Professor Christoph Bode. „Sars-CoV-2 ist ein sehr aggressiver Erreger, der auch das Herz schädigen kann.“ Dass Pascals Covid19-Erkrankung schon seit Monaten überstanden schien, sage nichts über die Gefährlichkeit aus, betont der Arzt. Auch die Unfallkasse hat diesen Zusammenhang zu Pascals Tod anerkannt.
Pascal war ein lebenslustiger junger Mann. Er liebte Fußball, wollte später Psychologie studieren. Im Kreiskrankenhaus machte er eine Ausbildung zum Krankenpfleger. Er war im dritten Jahr seiner Ausbildung, als er sich vergangenes Jahr im Frühling dort mit dem Virus infizierte. Pascal war einer der ersten 10 000 Corona-Patienten Deutschlands.
Doch zunächst sah es so aus, als ob er Glück gehabt hätte. Er kam mit leichtem Fieber und Geschmacksverlust davon. „Wir waren heilfroh. Wir dachten damals noch, dass sei so eine Art Grippe oder Lungenkrankheit, nur gefährlich für alte Menschen“, berichtet sein Vater. Am 12. Juli ging Pascal voll motiviert wieder zum ersten Mal ins Fußballtraining. Als er heimkam wirkte er extrem angestrengt, war außer Atem und klagte über einen Druck in der Brust. „Ich habe wohl keine Kondition mehr“, sagte er. Am Tag darauf fühlte er sich wieder wohl, ging mit Tante und Oma essen, alberte mit seinem Bruder herum. Keiner ahnte, dass der 20-Jährige zu diesem Zeitpunkt offensichtlich bereits in Lebensgefahr schwebte.
Später am Abend zog sich Pascal dann in sein Zimmer zurück. Als sein Wecker am nächsten Morgen um 6.30 Uhr läutete, war er seit Stunden tot. Offenbar bereits gegen Mitternacht hatte sein Herz im Schlaf aufgehört zu schlagen. Mit großer Wahrscheinlichkeit starb Pascal an Herzrhythmusstörungen – ausgelöst vom Corona-Virus, das sein Herz angegriffen hatte. Bei dieser tückischen Erkrankung kann sportliche Belastung ohne Vorwarnung zum Tod führen.
Für seine Familie ist seit damals nichts mehr wie zuvor. Tag für Tag und Nacht für Nacht zermartert sich Pascals Vater den Kopf, ob er es hätte ahnen oder verhindern können. „Wir haben es einfach nicht gewusst. Sonst hätten wir Pascal doch längst zum Arzt geschickt.“ Klaus P. möchte Pascals Geschichte bewusst öffentlich machen – um andere zu warnen. Vor allem junge Sportler und deren Familien. „So viele kennen diese Gefahr nicht. Wenn es mir gelingt, nur einen Menschen rechtzeitig zu überzeugen wie gefährlich das Virus ist, wäre ich sehr froh.“
In Pascals Todesanzeige schrieb die ganze Familie damals Worte voller Liebe: „Du hast Sonne und Wärme in unser Leben gebracht. Du fehlst uns unsäglich“. So ist es bis heute.