München – Erst vor zwei Tagen hat Thomas Holz wieder eine Runde durch seine Gemeinde gemacht. Auch am Walchensee ist der Bürgermeister von Kochel (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) vorbeigekommen. „Da waren alle Parkplätze belegt. Mitten unter der Woche, an einem Dienstag“, sagt er. Trotz Ferien bemerkenswert, findet Thomas Holz. „Da waren nicht viele Familien mit Kindern. Das waren vor allem junge Leute.“ Es ist nicht so, dass Kochel die Besucher loswerden will. „Jeder Gast ist bei uns willkommen“, bekräftigt der Bürgermeister. Nur ein bisserl besser verteilen sollten sie sich. „Es wär halt gut, wenn die Leute einsehen würden, dass nichts mehr geht, wenn der Parkplatz voll ist.“
Im besten Fall finden Ausflügler diese Information schon bevor sie sich auf den Weg machen. Dafür hat Bayern ausgehend von einem Pilotprojekt der Alpenregion Tegernsee-Schliersee vergangenes Jahr eines Ausflugsticker erstellt, seit Juli ist der Service für ganz Bayern verfügbar. Gestern präsentierten das Wirtschaftsministerium und das Bayern Tourismus Marketing die Neuauflage: den „Ausflugsticker 2.0“.
Das Webangebot, das unter www.ausflugsticker.bayern zu finden ist, zeigt in einer interaktiven Karte die Auslastung von Parkplätzen, aktuelle Hinweise, aber auch Tipps und Alternativen, wenn das Ursprungsziel schon ausgelastet ist. Die neue Version sei nutzerfreundlicher und hat unter anderem eine Routingfunktion, sagt Ulrike Wolf. Doch auch sie sei nur ein Zwischenschritt. Möglichst bald sollen Informationen zum ÖPNV verfügbar sein und Echtzeitdaten automatisch einlaufen – noch befüllen die Touristiker vor Ort das System händisch.
Und das ist mit viel Arbeit verbunden. „Vor Ort braucht es Engagement“, sagt Susanne Lengger. Die Chefin des Tourismusverbandes Pfaffenwinkel nennt den Ticker einen Quantensprung, „auch wenn wir mit einer Lösung an den Start gegangen sind, die noch nicht ganz fertig ist“. Im Pfaffenwinkel laufen bereits Gespräche mit den Gemeinden, wie man verfügbare Daten nutzen kann, vor allem an den Brennpunkten.
Einer dieser Brennpunkte sind die Osterseen bei Iffeldorf (Kreis Weilheim-Schongau). Dort pflegt Bürgermeister Hans Lang mit einer Mitarbeiterin fleißig die aktuellen Daten ein. „Die besten Prognosen können die Menschen machen, die vor Ort sind“, betont Lengger. „Und natürlich braucht’s Alternativen. Wir müssen den Leuten aufzeigen, dass es andere schöne Ausflugsziele gibt.“
Man wolle freilich nicht dafür sorgen, dass andere Orte zu Hotspots werden. Aber eine bessere Verteilung soll helfen. Thomas Holz hofft zudem diesen Sommer wieder auf Polizeipräsenz. „Wir mussten einfach feststellen, dass Appelle wenig bewirken“, sagt er. Müll und wildes Parken sind die Probleme, die die Bürger beschäftigen. „Da werden Rettungswege zugeparkt, auch Hofeinfahrten, manche Leute interessiert das gar nicht. Die Anwohner können einfach nicht mehr.“
Dabei ist die Akzeptanz der Bewohner wichtig für den Tourismus. Ulrike Wolf sagt: „Die Leute gehen da hin, wo es schön ist. Gerade das Oberland profitiert davon.“ Man wolle auch nicht, dass die Besucher wegbleiben. „Aber sie sollten im Idealfall dann kommen, wenn wenig los ist.“ Man wolle die Gäste sensibilisieren, aufklären und andere Optionen aufzeigen.
Thomas Holz macht sich schon jetzt Sorgen, dass der Sommer für Kochel „verheerend“ werden könnte. Der neue Ausflugsticker ist für ihn auch kein Allheilmittel. „Aber wir sind froh und dankbar für jede Unterstützung“, sagt er.