München – Die Testpflicht an Schulen soll Schulalltag möglich machen, stellt ihn aber erst einmal auf den Kopf. Am Gabriel-von-Seidel-Gymnasium in Bad Tölz läutet der Gong zur ersten Stunde fünf Minuten eher, damit die Schüler wissen, dass sie ab Montag zwei Mal pro Woche früher ins Klassenzimmer müssen. 70 000 Testkits hat das Landratsamt bereits verteilt, weitere Lieferungen sollen wöchentlich folgen, damit sich die Kinder und Jugendlichen selbst in der ersten Schulstunde auf das Coronavirus testen können.
Wie im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind fast überall in Oberbayern die Schulen inzwischen mit Tests ausgestattet. Doch auf konkrete Ausführungsbestimmungen des Kultusministeriums warten die Schulen noch – was bei Schulleitern und Lehrkräften gleichermaßen für Unsicherheit sorgt.
Der Schulleiter des Miesbacher Gymnasiums, Rainer Dlugosch, geht davon aus, dass bis zum Wochenende Klarheit herrschen wird. Er stellt sich auf Wechselunterricht ein und geht davon aus, dass nicht alle Schüler am Montag erscheinen werden. „Einige Eltern haben uns im Vorfeld signalisiert, dass sie mit einem Test nicht einverstanden sind“, sagt er. Diese Schüler müssten zusätzlich online unterrichtet werden. An der Realschule Tegernseer Tal wurden schon vor den Osterferien schriftliche Einverständniserklärungen für freiwillige Tests eingeholt. 85 Prozent der Eltern seien mit einem Test einverstanden, sagt Schulleiter Tobias Schreiner.
Auch der Landkreis München hat ausreichend Tests. Die Schulleiter machen sich aber Gedanken, was passiert, wenn die positiv ausfallen. „Dass die Klasse vom positiven Ergebnis unmittelbar erfährt, ist etwas Neues“, sagt Greta Schicker, Schulleiterin des Carl-Orff-Gymnasiums in Unterschleißheim. Wie an vielen anderen Schulen sieht der Plan dort vor, dass positiv getestete Schüler separiert und von den Eltern abgeholt werden sollen.
Schüler mit negativem Ergebnis sollen nach dem Willen von Hubert Aiwanger von der Maskenpflicht im Unterricht befreit werden. In einigen Wochen solle es heißen: „Negativ getestet heißt runter mit der Maske“, sagte er. Aiwanger verteidigte die Tests in den Schulen. Ursprünglich seien die Freien Wähler zwar für Elterntests gewesen, hätten sich aber nicht durchsetzen können.