Grettstadt – Auch wenn zu Ostern noch nicht viel Spargel auf den Tellern lag – nun soll es richtig losgehen in Bayern: Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) hat gestern im unterfränkischen Grettstadt gleich selbst angepackt und Spargel gestochen. „Es ist ein körperlich wirklich verdammter Knochenjob“, sagte sie zur offiziellen Saisoneröffnung im Kreis Schweinfurt.
„Der Spargel ist nicht irgendein Gemüse, sondern er gehört zu den bedeutendsten Gemüsesorten Bayerns“, sagte die Ministerin. Bayernweit seien die Spargelbauern auf Saisonarbeiter vor allem aus Polen, Rumänien und Bulgarien angewiesen, die mit einem negativen Corona-Test auf den Feldern arbeiten dürften. „Da bestehen langjährige Verbindungen, auch zu unseren bayerischen Betrieben.“
In normalen Jahren helfen laut Bauernverband in den bayerischen Landwirtschaftsbetrieben im Durchschnitt rund 30 000 Saisonkräfte – nicht nur beim Spargel, sondern auch bei Beeren, Salat oder Hopfen. 2020 waren es wegen der Corona-Pandemie deutlich weniger. Zugleich fehlte der so wichtige Absatz über die Gastronomie. Doch weil offensichtlich in der Pandemie mehr zu Hause gekocht wurde, konnte der private Verbraucher den Ausfall der Restaurants besser kompensieren als zunächst gedacht. Deshalb seien die meisten Spargelbetriebe mit dem Verkauf der vergangenen Ernte auch zufrieden gewesen, fasst die Agrarmarkt-Informationsgesellschaft in Bonn zusammen.
„Letztes Jahr war außergewöhnlich gut, weil die Leute viel mehr gekocht haben“, bestätigt Birgit Reinhart, auf deren Betrieb Ministerin Kaniber gestern zu Gast war. Eine Schälmaschine habe neue Kunden angezogen, denn vor allem bei Jüngeren seien geschälte Exemplare begehrt. Anders als andere Landwirte ist die Familie nicht auf ausländische Kräfte angewiesen – die Ernte stemme sie im Alleingang, sagt Birgit Reinhart. „Man weiß nie, was man sticht, man weiß nicht, was man hat.“ Die Pflanze sei sehr wetterfühlig, Kälte und zu viel Regen möge sie nicht.
Das größte bayerische Anbaugebiet ist die Region um das oberbayerische Schrobenhausen. Fast 60 Prozent der bayerischen Spargelbetriebe liegen dem Landesamt für Statistik zufolge aber in Franken.
Spargel zählt flächenmäßig zu den bedeutendsten Gemüsekulturen im Freistaat. Im Jahr 2020 bauten 309 Betriebe auf rund 4000 Hektar Spargel an – im Jahr 2003 war die Fläche nur etwa halb so groß. Im vergangenen Jahr pendelten die Preise für den Verkauf ab Hof zwischen 10,50 und 12 Euro pro Kilo. Mit ähnlichen Preisen rechnet Simon Schumacher vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer auch heuer. „Es geht aber auch günstiger, es muss nicht immer Klasse 1 sein, sondern kann auch mal die Klasse 2 sein. Oder Bruch. Beides schmeckt auch gut.“ 17 Jahre zuvor lag der Durchschnittspreis zwischen 6,70 und 8 Euro je Kilo.
2020 ernteten die Bauern laut Statistischem Landesamt 15 358 Tonnen Spargel – auch bedingt durch weniger Saisonarbeitskräfte. Heuer dürfte es nach Schumachers Prognose wieder deutlich mehr werden. lby/mc