München/Weilheim/Miesbach –In der Klasse 7c des Gymnasiums Oberhaching (Kreis München) haben nur wenige schon mal einen Selbsttest gemacht. Lehrer Kai Neumärker füllt die Testflüssigkeit in die kleinen Röhrchen. Eine Mutter erklärt. Von allen Seiten ist ein „Iiiiii“ oder „Bahhh“ zu hören. Dann rein mit dem Stäbchen ins Röhrchen. Die Handgriffe sind langsam, keiner will Fehler machen. Vorsichtig schrauben die Schüler den Deckel auf die Röhrchen, tropfen Flüssigkeit in die Testkassette. Und dann heißt es warten.
So oder so ähnlich lief es gestern an allen Schulen ab, die Schüler im Präsenzunterricht begrüßen konnten. Denn seit Montag gibt es eine Testpflicht an Bayerns Schulen – nur wer in der Schule einen Corona-Selbsttest macht oder aber einen negativen PCR-Test vorlegt, darf am Unterricht teilnehmen.
Berichte über positive Fälle gab es gestern kaum. An den Gymnasien Miesbach und Tutzing wurde je ein Schüler Corona-positiv getestet, an der Mittelschule Peiting (Kreis Weilheim-Schongau) keiner. Am Ebersberger Schulamt war bis gestern Nachmittag kein einziger Fall bekannt. Am Dom-Gymnasium Freising wurden einige Jugendliche wegen unklarer Test-Ergebnisse vorsichtshalber heimgeschickt.
Auffällig: Auch die Zahl der Verweigerer hält sich in Grenzen. Aber es gibt sie: An der Grundschule Hausham (Kreis Miesbach) fehlten pro Klasse ein, zwei Kinder, deren Eltern die Zustimmung zu dem Selbsttest verweigerten. „Wir müssen diese Ansichten akzeptieren“, sagt Rektor Markus Rewitzer. Die Atmosphäre sei aufgeheizt. „In Zukunft ist es wichtig, dass wir wieder zueinander finden.“ Ähnlich die Lage an der Grundschule Penzberg (Kreis Weilheim-Schongau), wo Schulleiter Lars Schumann über die Abwesenheit einiger Schüler berichtete – und das, obwohl die Lehrer sogar über das Krankenhaus einen Test-Schnellkurs absolviert hatten. Auch zwei Elternverbände forderten gestern in einem Brief an Ministerpräsident Markus Söder das Ende der Tests in Klassenzimmern. Diese seien „keine Testzentren“, heißt es darin.
Dass Umsicht geboten ist, zeigen Berichte über Nasenbluten bei Schülern – so zum Beispiel am Gymnasium Garching. Am Gymnasium Oberhaching (Kreis München) meldeten sich sogar 39 Eltern, um die Schule beim Testen zu unterstützen. „Es gab aber auch welche, die entrüstet waren, dass wir uns – wie sie sagen – vor den Karren spannen lassen“, erzählt Elternbeiratsvorsitzende Nicole Nagengast. Vier Eltern meldeten ihre Kinder ab – aus Protest gegen die Testpflicht. „Eine Extrabetreuung für diese Schüler können wir nicht leisten“, sagt der stellvertretende Schulleiter Johannes von der Forst.
Allerdings könnte hier das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Denn der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat gestern in einem Beschluss zwar den Antrag einer Grundschülerin auf Aussetzung der Testpflicht abgelehnt. Zugleich aber stellte das Gericht klar, dass „Unterrichtsangebote im Distanzunterricht bestehen“ müssen. Es dürfe nicht „eine Beschulung insgesamt“ entfallen. Die Frage ist nun, ob das bloße Austeilen von Arbeitsblättern, mit dem sich manche Schulen bei Test-Verweigerern begnügen, so eine „Beschulung“ sicherstellt.
An normalen Unterricht war auch gestern in der 7c des Gymnasiums Oberhaching zumindest in der ersten Stunde nicht zu denken. Geografie-Lehrer Neumärker quittierte es mit einem Schulterzucken. Er sei sich sicher, dass es beim nächsten Mal schneller gehen werde.