Obstbauern in Sorge

von Redaktion

Neues Förderprogramm

München – Die frostigen Nächte in den vergangenen zwei Wochen machen bayerischen Obstbauern zu schaffen. Ihnen drohen Ernteausfälle. In der Region Bodensee seien vor allem Steinobst wie Kirschen oder Mirabellen, aber auch Birnen betroffen, sagte Manfred Büchele vom Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee in Ravensburg. Wie hoch die Schäden seien, lasse sich noch nicht absehen.

„Die frühen Kirschen könnten auch bei mir etwas abbekommen haben“, sagt Anton Bauer, Obstbauer aus Jarzt (Landkreis Freising). Genau könne er das noch nicht sagen. Insgesamt aber halte sich bei ihm der Schaden bisher in Grenzen. „Unser Glück war, dass es bei uns im März nicht lange genug warm war, die Bäume haben noch keine Vollblüten ausgebildet.“ Vollblüten, erklärt Bauer, seien gegen Kälte besonders anfällig, geschlossene Blüten hingegen könnten noch Temperaturen von bis zu minus vier Grad vertragen. „Aber es war knapp“, sagt der Obstbauer. „Wäre es im März nur zwei, drei Tage länger warm gewesen, hätten auch wir in der Region jetzt ein echtes Problem.“

„Es wird in Bayern womöglich einige Verluste geben, aber insgesamt gesehen bewegen wir uns in diesem Jahr noch im Rahmen des Normalen“, sagt Karl-Ludwig Rostock, Präsident des Bayerischen Erwerbsobstbau-Verbands. In anderen Teilen Europas hingegen, etwa in Südfrankreich, der Toskana und Kroatien, haben die Minustemperaturen massive Schäden in Wein- und Obstplantagen angerichtet. Befürchtet wird ein Ausfall von bis zu 90 Prozent. Der französische Landwirtschaftsminister Julien Denormandie sprach bereits von einem „Katastrophenfall“. In Deutschland ist vor allem der Südwesten betroffen, darunter eben auch die Bodensee-Region. Die Obstbauern dort hoffen nun auf die Apfelernte. Diese macht 90 Prozent ihrer Gesamternte aus. Grundsätzlich können sich Winzer und Obstbauern in Deutschland gegen Wetterrisiken wie Frost oder Starkregen versichern. Allerdings sind diese Versicherungen so teuer, dass sie sich die Unternehmer oft nicht leisten können.

Das bayerische Landwirtschaftsministerium hat ein Pilotprojekt gestartet: Antragsstellern soll ein Zuschuss zu den Prämien von bis zu 50 Prozent gewährt werden. Bis Anfang März haben laut Ministerium 450 Winzer und Obstbauern die Förderung beantragt. Lob für diese Unterstützung gibt es vom Bayerischen Bauernverband. „Das Sonderprogramm ist ein wichtiger Baustein, um das Risikomanagement im bayerischen Obst- und Weinbau zu stärken“, sagt Verbandssprecher Martin Drexler.

Auch Anton Bauer findet das Programm gut. „Für mich kam es nur zu plötzlich, deshalb habe ich mich noch nicht angemeldet“, sagt er. Was das Wetter angeht, sollen sich Ende April allmählich mildere Temperaturen durchsetzen. Bauer hofft, dass die Frostgefahr für dieses Anbau-Jahr gebannt ist. „Aber richtig aufatmen werde ich erst“, sagt er, „wenn auch die Eisheiligen geschafft sind.“ BEA OSSBERGER

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