München – Die Temperaturen steigen wieder – höchste Zeit, den Garten oder Balkon neu zu bepflanzen. Doch die große Frage ist: Mit was eigentlich? Exotische Pflanzen, die nur dem Auge etwas zu bieten haben, sind mittlerweile fast tabu. Denn die Ansprüche haben sich geändert: Die Pflanzen sollen Wildtieren, besonders Insekten, Nahrung und Heimat bieten – und im besten Fall auch etwas für den eigenen Teller produzieren.
„Das ist mir beides ganz wichtig: Artenvielfalt und Nachhaltigkeit“, sagt Tanja Sixt. Die 47-jährige Münchnerin ist Gartenpflegerin und Gästeführerin Gartenerlebnis Bayern und gibt nun für den Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege Kurse zum Einstieg ins Selbstgärtnern. Denn die neuen Ansprüche an Garten und Balkon sind auch bei den Gartenbauvereinen angekommen: Sie haben deshalb das Projekt „Vielfaltsmacher“ gestartet. Auf einer Webseite werden Tipps und Tricks rund ums vielfältige Gärtnern veröffentlicht, und nun werden in Zusammenarbeit mit den Gästeführerinnen Gartenerlebnis auch Workshops und Kurse in München, Andechs und Himmelstadt angeboten.
Tanja Sixt wird dabei also einigen Münchnern beibringen, wie der Stadtbalkon oder -garten zum kleinen Gemüseparadies wird. Ihr einfachster Tipp lautet: Küchenkräuter anpflanzen. „Lavendel, Salbei, Thymian und Currykraut passen etwa gut zusammen.“ Sie alle lieben Sonne, brauchen wenig Wasser und eher magere, luftige Erde, also sollte man diese mit Split oder Sand vermischen. Reichhaltig und feucht mögen es dagegen Schnittlauch, Petersilie und Basilikum. „Man kann einen Basilikum auch gut mit einer Tomate zusammen in einen Topf pflanzen“, sagt Sixt. Allerdings muss man bei der Tomate aufpassen, dass sie eher wind- und regengeschützt stehen will. Und: Gerade Tomate und Basilikum haben – wie viele andere Pflanzen – einen hohen Bedarf an Nährstoffversorgung. Heißt: „Man muss sie düngen.“ Ob der Basilikum etwa Hunger hat, ist ganz einfach zu erkennen: am Blattgrün. Wird es heller, braucht er Nährstoffe, erklärt Sixt: „Es sollte immer ein tiefes, sattes Grün sein.“
Pflegeleichter sind Pflücksalate. „Gemüseanfänger tun sich jetzt leicht mit Jungpflanzen“, sagt Sixt. „Und Rucola haut immer hin.“ Auch Spinat oder Mangold sind essbar, gesund – und hübsch. „Gerade Mangold gibt es in den irrsten Farben, mit gelben, pinken oder orangen Stängeln. Ein richtiges Showgemüse.“
Optik hin oder her – vor allem plädiert Sixt für heimische Pflanzen, die bienen- und insektenfreundlich sind. Viele Lieblingsblumen von Gärtnern, wie Geranien, Hortensien oder Pfingstrosen bringen den Insekten wenig, da entweder die Pollen weggezüchtet wurden oder die Blüten so „gefüllt“ sind, dass die Insekten nicht an das Innere herankommen. Wer also seinen Garten oder Balkon mit eindrucksvollen Blumen aufhübschen will, sollte darauf achten, Pflanzen mit „offenen“ Blüten zu kaufen, betont Sixt. Sie empfiehlt etwa Taglilien – deren Blüten sind sogar essbar. „Und es sind tolle Blüten, die es in allen Farben gibt.“
Dann bleibt nur noch die Frage: Wo soll man die neuen Pflänzchen kaufen? Nur in einer „guten Gärtnerei“, sagt Sixt – auch wenn die Pflanze dort etwas mehr kostet als im Baumarkt. Die Investition in Qualität lohne sich: „Der Garten oder Balkon soll doch eine persönliche Note haben – also sollte man sich auch das Herz und die Zeit nehmen, um die richtigen Pflanzen auszusuchen.“
Mehr Infos
zu den Kursen gibt es unter vielfaltsmacher.de.