München – Der Aktionsrat Bildung beklagt einen Mangel an geeigneten Führungskräften für Bildungseinrichtungen. Bundesweit seien 1000 Schulleiterstellen unbesetzt und auch in Bayern müssten rund 500 Schulleiter nicht nur ihre eigenen, sondern weitere Schulen leiten, erklärte das 2005 gegründete Gremium aus zehn Bildungswissenschaftlern. Daher müsse die Attraktivität von Leitungspositionen erhöht werden, beispielsweise, indem den Führungskräften „mehr Durchgriffs- und Gestaltungsmöglichkeiten“ gegeben werden, erklärte der Vorsitzende des Gremiums und Präsident der Universität Hamburg, Professor Dieter Lenzen.
Das Thema ist durchaus heikel, verstehen sich viele Schulen doch als demokratische Einrichtungen mit flachen Hierarchien und möglichst wenig autoritärem Gehabe. Doch da müsse man vor Illusionen warnen, meint Lenzen. „Die immer noch vorfindbare Auffassung, dass Bildungseinrichtungen sich gewissermaßen selber leiten, wenn die Verantwortlichen nur pädagogisch sensibel agieren, ist falsch.“ Das Gutachten empfiehlt auch, den Führungskräften an der Schule mehr Autonomie zu geben. So sollten sie das Recht erhalten, leistungsunabhängige Vergütungsanteile zu genehmigen. Wichtig sei es, Aus- und Weiterbildungsprogramme anzubieten.
Zudem schlägt der Aktionsrat vor, die Arbeitsbelastung von Führungskräften im Bildungsbereich zu reduzieren. So könnten ab einer bestimmten Schulgröße erweiterte Leitungsstrukturen geschaffen werden, die die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen.
Im Bereich der Kindertagesstätten fordern die Bildungswissenschaftler eine Professionalisierung der Leitung. In Bayern hätten nur zehn Prozent der Kita-Leitungen einen einschlägigen Hochschulabschluss. Hier müsse der Freistaat im Bundesvergleich aufholen. Nur ein fünftel der Kita-Leitungen in Bayern seien für Leitungsaufgaben freigestellt – in Hamburg seien es 79 Prozent.
„Gut ausgebildete und verantwortungsvolle Führungskräfte sind eine unabdingbare Voraussetzung dafür, die großen Herausforderungen erfolgreich zu meistern, mit denen unser Bildungssystem konfrontiert ist“, sagte Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, die den Aktionsrat Bildung finanziert. „In der Wirtschaft ist Führungskompetenz als Erfolgsfaktor längst eine feste Größe. Dagegen sind Führungskräfte in deutschen Bildungseinrichtungen oft weder ausreichend qualifiziert, noch verfügen sie über wirksame strukturelle Führungswerkzeuge.“ DIRK WALTER