Das Handy als Waffe

von Redaktion

Bayern will Schüler vor Smartphone-Straftaten warnen

München – In der Tiefgarage wummert der Bass, die Neonröhren sind leicht gedimmt. Falco Punch, einer der bekanntesten deutschen Stars der Videoplattform Tiktok, steht mittendrin. Bis die Polizei kommt, dem Influencer Handschellen anlegt und ihn abführt. Punch sagt mit tiefer Stimme: „Du bekommst Besuch von der Polizei, dein Handy wird beschlagnahmt, du machst Bekanntschaft mit dem Staatsanwalt, dem Richter oder dem Jugendamt, bekommst Sozialstunden aufgebrummt oder musst sogar in den Knast.“

Punch spricht in diesen Sekunden nicht von sich – und er wurde auch nicht wirklich verhaftet. Der gelernte Tischler aus Schleswig-Holstein ist das Gesicht einer neuen Kampagne des Justiz- und des Kultusministeriums. Punch – der echte Name des Künstlers ist nicht bekannt – hat mit seinen Musikvideos knapp zehn Millionen Follower gesammelt. Mit seinem Video will der Influencer Schüler für ein Problem sensibilisieren, dessen sich viele Jugendliche gar nicht bewusst sind: Straftaten mit dem Smartphone. Denn: Bayerns Schüler verbreiten immer häufiger illegale Inhalte via Internet – und werden dafür verurteilt. Laut Justizministerium hat sich die Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen bei Kinderpornografie in den vergangenen zwei Jahren mehr als verfünffacht – von bundesweit 1370 auf 7640 in den Jahren 2018 bis 2020.

Bayerns Justizminister Georg Eisenreich betonte bei der Kampagnenvorstellung in München: „Auch wenn es das Nacktfoto der Ex ist – das Internet ist kein rechtsfreier Raum.“ Schon der Besitz pornografischer Fotos oder Videos Minderjähriger oder das Verschicken dieser Inhalte an Minderjährige ist strafbar. Bei Kindern unter 14 kann Letzteres als sexueller Missbrauch gewertet werden. „Wir wollen Schüler mit dem Kampagnen-Video sensibilisieren und vor Straftaten schützen“, sagte Eisenreich. Beworben wird der Clip und eine zugehörige Website mit Plakaten in bayerischen Schulen. Auch Jugendhilfeeinrichtungen unterstützen die Kampagne.

Bayerns Kultusminister Michael Piazolo sagt: „Für viele ist das Handy ein Zauberwerkzeug, eine Art Schweizer Taschenmesser.“ Es biete Chancen – aber auch Risiken, wenn andere damit bloßgestellt werden. Punchs Kernaussage, gleichlautend wie der Name der Kampagne: „Mach dein Handy nicht zur Waffe!“ JONAS NAPILETZKI

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