München – Schleuser, Drogendealer und Telefon-Betrüger: Bayern ist umringt von Grenzen und die dienen Kriminellen immer wieder als Einfallstor. „Einbrecherbanden erscheinen sie ebenfalls attraktiv, da sie nach einer Tat schnell ausreisen können. Das gleiche Phänomen gilt für Bank- und Raubüberfälle“, sagt Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU). Gestern zog er Bilanz über das Traunsteiner Modell, mit dem Bayerns Grenzen besser vor organisiertem Verbrechen aus dem Ausland geschützt werden sollen.
Im Zuge des Modells, das 2018 in Traunstein startete, konnte der Freistaat nach und nach all seine Grenzregionen mit „Spezial-Staatsanwälten“ besetzen: Von Landshut, Regensburg, Hof, Memmingen, Amberg, Weiden und München aus arbeiten die Experten für organisiertes Verbrechen vernetzt zusammen. Zudem kooperieren sie mit Strafverfolgungsbehörden und der Landes- und Bundespolizei.
„Sie vernetzten sich auch mit Top-Ermittlern aus dem Ausland, um an die Hintermänner zu kommen und die Netzwerke grenzübergreifend zu zerschlagen“, sagt Eisenreich. Dazu sei zwar ein langer Atem nötig, doch das Konzept trage bereits Früchte. In Hof etwa konnten so allein voriges Jahr 574 mit Drogen gefüllte Pakete bei grenzüberschreitenden Postkontrollen sichergestellt werden. Da sich der Drogenhandel in der Pandemie also nachgewiesenermaßen auf den Postweg verlagert hatte, konnte die Justiz Postdienstleister schnell zu erweiterten Auskünften verpflichten.
Auch Vermögensabschöpfung ist ein wichtiges Stichwort im Traunsteiner Modell. „Damit setzen wir dort an, wo es den Tätern besonders weh tut: bei der Tatbeute“, erklärt Eisenreich. Zwei Millionen Euro konnten die Hofer Spezialkräfte voriges Jahr nur durch das Aufklären eines Falles verwerten: Kriminelle decodierten hier mit Hilfe eines PC-Programms die Schließsysteme luxuriöser Mercedes-Busse. So konnten sie Schlüsselrohlinge herstellen und unzählige dieser Transporter entwenden.
In internationaler Zusammenarbeit konnten die Hofer zwei dieser Bandenmitglieder und einen Hintermann im Ausland stellen. Seine Villa in Polen und weiteres Vermögen wurden als Erträge aus Straftaten identifiziert und abgeschöpft. C. SCHRAMM