Besorgter Start in die Badesaison

von Redaktion

VON BEATRICE OSSBERGER

München – Noch lässt das Badewetter in Bayern zwar auf sich warten – doch für die Wasserwacht hat die Saison am Wochenende bereits offiziell begonnen. 70 000 Wasserwachtler werden ab sofort an rund 600 Wachstationen im Freistaat aufpassen, dass den Badegästen nichts passiert. Sicher ist aber schon jetzt: Eine normale Badesaison wird es für die Retter nicht. „Wir stehen vor großen Herausforderungen“, sagt Thomas Huber, Vorsitzender der Wasserwacht Bayern.

Es ist die zweite Saison unter Pandemiebedingungen. Wieder werden viele aufgrund von Einreisebeschränkungen oder Quarantäne-Verordnungen ihren Urlaub daheim verbringen – und dann, sobald es das Wetter zulässt, an den heimischen Seen und Flüssen nach Erholung suchen. „Wir rechnen mit einem großen Ansturm auf die Badegewässer – auch, weil die Schwimmbäder wohl nicht im vollen Umfang öffnen werden“, sagt Huber. Gleichzeitig aber musste die Wasserwacht die Gruppen, die an der Station ihren Wachdienst machen, verkleinern. „Das ist aus Infektionsschutzgründen notwendig“, sagt Huber, zumal auch bisher nur ein kleiner Teil der Ehrenamtlichen geimpft sei. Kleinere Gruppen, das bedeutet für den Einzelnen, dass er, bei vermutlich mehr Badegästen, ein größeres Gebiet im Auge behalten muss und damit auch größere Verantwortung trägt.

Auch deshalb appelliert Huber an alle Schwimmer und Wassersportler, vorsichtig zu sein: „Bringen Sie sich und andere nicht in Gefahr.“ Das gelte zwar immer – in Corona-Zeiten besonders. Denn an Land können sich die Retter mit FFP2-Masken und Schutzkleidung vor einer möglichen Infektion schützen. „Aber bei einer Wasserrettung geht das natürlich nicht.“ Und auch an Land gibt es Situationen, in denen die Retter sich womöglich einem Infektionsrisiko aussetzen. Stichwort Atemspende. Da gibt es für Huber – Corona hin oder her – keine Diskussion. „Wir retten Leben, und wenn es notwendig ist, natürlich auch mit Herz-Lungen-Wiederbelebung.“

In den vergangenen Monaten hat die Wasserwacht Bayern in ihren Kreis- und Ortsgruppen Hygiene-Konzepte überarbeitet und Online-Schulungen durchgeführt. Nicht stattfinden konnten hingegen, aufgrund der geschlossenen Schwimmbäder, Trainingseinheiten oder Ausbildungsmaßnahmen im Wasser. Mindestens ein Mal die Woche üben die Wasserwachtler normalerweise den Ablauf von Rettungseinsätzen, damit sie im Notfall schnell und richtig reagieren können. Dieses Training fehlt nun. Trotz aller Herausforderungen sei die Wasserwacht auf die Saison aber gut vorbereitet, betont Huber.

Vieles wird in dieser Saison davon abhängen, wie das Wetter wird. Das gilt auch für die Zahl der Notfälle. Im vergangenen Jahr hatten Wasserwacht und DLRG mit einer Zunahme von Notfällen gerechnet. Diese Befürchtung bewahrheitete sich nicht, dafür war das Wetter im Mai und Juni zu wechselhaft. Erst als es im Juli und August heiß wurde, schnellte die Zahl der Unfälle nach oben. Langfristig, also über diese Saison hinaus, fürchtet Huber jedoch einen weiteren Corona-Effekt: Seit mehr als einem Jahr konnten so gut wie keine regulären Schwimmkurse stattfinden. Zehntausende Kinder lernten nicht schwimmen. Auch in diesem Jahr ist unklar, wann es wieder Kurse gibt. „Schon jetzt kann ein hoher Anteil von Kindern in Bayern nicht sicher schwimmen“, sagt Huber. „Ich habe große Sorge, dass sich diese Tendenz durch Corona weiter verstärkt.“

Bereits 2019 hatte die Wasserwacht Bayern die Aktion „Bayern schwimmt“ gestartet. Das Programm richtete sich gezielt an Viertklässler und war laut Huber ein so großer Erfolg, dass die Aktion erweitert wird. Pandemiebedingt geht das aktuell nur online. Mit mehreren Tutorials sollen Eltern und Kinder animiert werden, Grundlagen des Schwimmens zu erlernen und zu üben. Huber betont: „Schwimmen ist eine überlebenswichtige Fähigkeit.“

Im Sommer 2020 war die Zahl der Notfälle gestiegen

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