München – Der Bayerische Landespflegerat hat ebenso wie andere Organisationen deutliche Reformen und bessere Rahmenbedingungen in der Pflege gefordert. In der Pandemie werde sichtbar, dass Pflege vielerorts nur unter größten Belastungen zu bewältigen sei, sagte die Vorsitzende Edith Dürr zum „Tag der Pflege“ am Mittwoch. „Wir erwarten – jenseits von Wahlkampfgetöse – konkrete, spürbare und realistische Signale von Seiten der politisch Verantwortlichen.“
Für seine Forderungen erhielt der Landespflegerat Rückendeckung vom Bayerischen Landesfrauenrat, der knapp vier Millionen Frauen in Bayern vertritt – rund vier Fünftel aller Pflegenden sind weiblich. „Gewinnmaximierung in der Pflege ist ein Unding und steht allen ethischen Grundsätzen humaner Versorgung von Pflegebedürftigen entgegen“, kritisierte Präsidentin Hildegund Rüger. Eine Neuausrichtung müsse „jetzt und nicht nach der Pandemie“ erfolgen.
Daneben forderte das Bayerische Rote Kreuz (BRK) auch die Absicherung von Mitarbeitern vor den Spätfolgen einer Covid-Erkrankung. „Die Anerkennung als Berufskrankheit muss unbürokratisch möglich sein – das Erbringen eines Nachweises über eine Infektion im beruflichen Umfeld ist in vielen Fällen unmöglich“, sagte BRK-Vizepräsidentin Brigitte Meyer. Dies gelte insbesondere dann, wenn die Krankheit ohne Symptome verlief, aber Monate später Folgen aufträten, die bis hin zur Berufsunfähigkeit führten.
Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) betonte die große Bedeutung der Arbeitsbedingungen. Die Pflegenden würden oft nach Dienstschluss wieder zurückgerufen, erläuterte er im „Thema des Tages“ bei B5 aktuell. Es brauche deshalb „bei der Dienstplangestaltung verbindliche Modelle und Arbeitszeitmodelle, die kreativ sind“. Zudem seien mehr Personal und bessere Bezahlung vonnöten. Holetschek kündigte an, sich deshalb für Steuerbefreiungen und mehr bezahlbaren Wohnraum für Pflegende einzusetzen. Er forderte zudem von der Bundesregierung mehr Tempo bei der Pflegereform. Sie müsse noch vor der Bundestagswahl im Herbst umgesetzt werden. „Sie darf nicht Corona zum Opfer fallen – das sind wir den Pflegebedürftigen und den Pflegekräften gleichermaßen schuldig, die eine Perspektive brauchen.“ lby