Direktor lädt zur Schüler-Impfung

von Redaktion

VON DIRK WALTER

Planegg – Über die Impfung von Schülern wird viel diskutiert – der Schulleiter des Feodor-Lynen-Gymnasiums, Matthias Spohrer, macht es einfach. Er hat eine Impfung für seine 250 Schüler ab 16 organisiert. Am Freitag zwischen 9.30 und 15 Uhr, so hat es Spohrer in einem Brief an die Eltern verkündet, bekommen alle Schülerinnen und Schüler einen Pieks mit dem Impfstoff Biontech – wenn sie denn wollen. Er greife das Angebot einer Gemeinschaftspraxis auf, die schon alle „priorisierten Personen“ geimpft und noch Biontech-Impfstoff übrig habe. Auch Eltern könnten geimpft werden – „um zu verhindern, dass kurzfristig Impfdosen übrig bleiben, hat die Praxis gebeten, eine Warteliste auch für impfwillige Eltern vorsichtshalber zu erstellen“, erklärte Spohrer. All das geschehe, so betonte der Direktor, „in Absprache mit dem Landratsamt München“.

Letzteres bestreitet die Behörde aber. Das Landratsamt München wusste nichts von der Aktion, sagt die Pressesprecherin. Es handele sich um eine Eigeninitiative von Schule und Ärzten. „Der Landkreis war und ist hier nicht eingebunden.“

Abgesehen von diesem Widerspruch: Der Schulleiter macht sich den Umstand zunutze, dass Bayern die niedergelassenen Ärzte ab Donnerstag von der Priorisierung befreit. Allerdings: Für die Impfzentren gilt das nicht. „Hier wird weiter streng nach Priorität geimpft“, betont das Landratsamt. Und im Landkreis München befinde man sich aktuell im Übergang von der Prio 2 (hohe Priorität, zum Beispiel über 70-Jährige) zur Prio 3 (erhöhte Priorität). „Neben den verbleibenden Prio-2-Registrierten kommen auch immer wieder Personen der Prio 1 hinzu, die sich erst jetzt registriert haben“, betont die Sprecherin.

Dem Kultusministerium ist keine weitere Schule in Bayern bekannt, die schon Schüler zum Impfen einlädt – das habe es selbst in Hochinzidenzgebieten wie Hof nicht gegeben, sagt ein Pressesprecher. Walter Baier, Chef der Direktorenvereinigung und Leiter des Gymnasiums Bruckmühl (Kreis Rosenheim), ist erstaunt: „Ich wäre ja schon froh, wenn unsere Lehrer geimpft wären“, sagt er. Immerhin hätten jetzt alle einen Termin.

Grundsätzlich werden die Stimmen, die die Impfung von Schülern gegen das Coronavirus verlangen, immer lauter – vor allem aus der Politik. So verlangte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), Kindern ab 12 vorrangig ein Impfangebot zu machen. Sie hätten in der Pandemie auf vieles verzichten müssen. Ähnlich Baden-Württembergs neue Schulministerin Theresa Schopper (Grüne): „Es ist wichtig, dass sie auch mal wieder Party machen und rumknutschen können.“

Aktuell ist nur der Impfstoff von Biontech/Pfizer für Jugendliche ab 16 zugelassen. In den USA hat Biontech schon eine Zulassung für Kinder ab 12 bekommen. Wohl noch im Mai will die europäische Arzneimittelbehörde EMA entscheiden, ob sie ebenfalls so verfährt. Mahnende Stimmen gibt es aber auch. So warnt die Ständige Impfkommission vor zu viel Eile. Vor einer generellen Impfempfehlung für Kinder ab 12 werde es eine sehr genaue Prüfung geben. Der Verband der Kinder- und Jugendärzte in Bayern warnt, eine Impfung dürfe nur freiwillig erfolgen – der Schulbesuch also nicht von einer Impfung abhängig gemacht werden. Auch müsse der Staat die Haftung übernehmen.

Eine Gerechtigkeitsfrage sieht Dr. Dominik Ewald, Landeschef der Kinderärzte mit Praxen in Regensburg und Regenstauf, allerdings nicht. Das Vorgehen der Planegger Schule hält er für legitim. „Absolute Gerechtigkeit gibt es nicht, das ist doch eine Illusion.“ Es werde immer Personen geben, die schneller sind als andere, „ohne dass Böswilligkeit dahintersteckt“, sagt Ewald. Er könne nur allen Impfwilligen raten, immer wieder in den Praxen nachzufragen. Oft gebe es kurzfristig Termine.

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