43 Ideen für den Bahnausbau

von Redaktion

VON DIRK WALTER

München – Ein S-Bahn-Anschluss für den Fliegerhorst Fürstenfeldbruck, eine Verlängerung der S-Bahn von Altomünster nach Aichach, neue Bahnhöfe in Emmering (Kreis Fürstenfeldbruck), am Flughafen München („Parkzentrum West“), Menterschwaige (München-Harlaching), Weichselbaum (Kreis Starnberg) und Oberlaindern (Kreis Miesbach) – in einem Aufsatz in der Fachzeitschrift „Eisenbahntechnische Rundschau“ zünden vier Fachleute ein Feuerwerk an Ideen, wie man die Bahn im Großraum München attraktiver machen kann. Es sind keine Fantasten, die sich hier Gedanken machen, sondern Praktiker – unter anderem ist Frank Kutzner, Leiter des Referats S-Bahnen/Bahnausbau im bayerischen Verkehrsministerium, unter den Autoren.

Der Aufsatz beginnt mit der Feststellung, dass die Basis aller Ausbauvorhaben die Fertigstellung der zweiten Bahn-Stammstrecke ist. Das wird wohl (die Autoren schweigen hier) im Zeitraum 2028 bis 2032 der Fall sein. Bisher hat das Verkehrsministerium 28 größere und kleinere Verbesserungen des Bahnnetzes im Visier, die parallel oder danach verwirklicht werden sollen: unter anderem der Ausbau der S 4-Strecke Pasing–Eichenau, der Erdinger Ringschluss inklusive der Walpertskirchner Spange und der Neubau eines Bahnhalts am Südring (Poccistraße).

Doch im Ministerium hat man festgestellt, dass dies nicht reichen wird, um die Bahn zukunftsfest aufzustellen. Nun sollen 43 weitere Ausbaumöglichkeiten „auf ihre verkehrliche Wirkung und ihre bautechnische Machbarkeit“ untersucht werden. Liegen die Untersuchungen vor, die eine Arbeitsgemeinschaft der Fachbüros SMA, Schüler-Plan und Intraplan durchführen wird, soll entschieden werden, welche Maßnahmen weiterverfolgt werden. Der Fahrgastverband Pro Bahn hält die Vorgehensweise für sinnvoll. „Uns überrascht jedoch, dass teilweise völlig utopische Projekte untersucht werden sollen, während andere sinnvolle Vorhaben fehlen“, sagt Norbert Moy, der Pro Bahn in Oberbayern führt.

So schlagen die Autoren eine S-Bahn-Strecke München–Odelzhausen–Dasing parallel zur Stuttgarter Autobahn A 8 vor, deren Machbarkeit sich auch die Eisenbahnfans von Pro Bahn kaum vorstellen können. Auch über einen Bahnring rund um München wird in Fachkreisen eher gewitzelt – das gebe es ja nicht mal als Autobahn. Dagegen fehle zum Beispiel eine Ausbauperspektive für die Werdenfelsbahn südlich von Weilheim. Eben erst, so schimpft der Weilheimer Norbert Moy, habe die Gemeinde Wielenbach für ihre Forderung nach Wiedereröffnung des Bahnhofs Wilzhofen eine Absage kassiert. Anderes sei so selbstverständlich, dass man sich frage, warum es erneut untersucht werden müsse – etwa der zweigleisige Ausbau Grafing–Ebersberg. Der Rat von Pro Bahn: „Leute, baut das endlich!“

Auch zur zweiten Stammstrecke, die ja quasi die Mutter aller Gedankenspiele ist, verbergen sich im Aufsatz Neuigkeiten: Denn eine der neuen Untersuchungen betrifft die „Nachbaubarkeit des Südasts“. Das bedeutet: Eventuell soll die zweite Tunnelröhre eine unterirdische Abzweigung bekommen, die nach Süden führt und an Bahnstrecken der S 3 (Holzkirchen) und S 7 (Kreuzstraße) andockt. Dann müssten diese S-Bahnen am Ostbahnhof nicht mehr „Kopf machen“, das heißt die Richtung wechseln, um in die Innenstadt zu fahren.

Diese Wendung ist auch auf Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) zurückzuführen. „Es ist ein wichtiges Signal für die Region, jetzt auch den Ausbau der S 7 Ost mit Nachdruck voranzutreiben“, sagte sie unserer Zeitung. Auch der langjährige Tunnelkritiker Martin Runge (Grüne) begrüßt die Untersuchung, weist freilich auf ein gravierendes bautechnisches Problem hin: „Der Giesinger Ast müsste die neue Stammstrecke unterirdisch über- oder unterqueren.“ Die Folge dieses Schwenks nach Süden: Es würde die zweite Tunnelröhre verbessern, aber auch verteuern – und weiter verzögern.

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