München – Knapp zwei Drittel der Bundesbürger sind unter Einhaltung von Test- und Hygienekonzepten für eine sofortige Rückkehr der Schulen zum Präsenzunterricht. 65,2 Prozent sind nach einer aktuellen Umfrage, die von der FDP-Bundestagsfraktion in Auftrag gegeben wurde, auf jeden Fall oder eher dafür. 24,7 Prozent sind auf jeden Fall oder eher dagegen. Jeder Zehnte ist unentschieden.
Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Katja Suding sagte, jede Verzögerung einer Rückkehr zum Präsenzunterricht sei ein Bruch des Versprechens, die Schulen bei sinkenden Fallzahlen als Erstes wieder zu öffnen. Luftfilter, Schnelltests, Impfungen für Lehrkräfte ermöglichen sicheren Präsenzunterricht. „Es gibt längst keinen Grund mehr, Kindern ihr Recht auf Bildung auch nur einen Tag länger zu verwehren.“
In den Ländern wird die Frage teils kontrovers diskutiert. So sollen in Nordrhein-Westfalen alle 2,5 Millionen Schüler nach den Ferien wieder Präsenzunterricht erhalten bei einer Inzidenz unter 100. In Bayern gilt das erst ab einer Inzidenz unter 50. Zwischen 50 und 165 gilt weiterhin Wechsel- bzw. Präsenzunterricht mit Mindestabstand. Auch Niedersachsen hat als Marke für den Präsenzunterricht eine Inzidenz von 50 festgelegt.
Laut RKI sank in den vergangenen Wochen der Sieben-Tage-Wert der Corona-Neuinfektionen in allen Altersgruppen. Ausbrüche beträfen vor allem private Haushalte, aber auch das berufliche Umfeld sowie Kitas und Schulen. Mehr als 112 000 Fälle sind aus Kitas, Horten und Schulen gemeldet. 46 000 Mal waren dort Lehrkräfte betroffen.
Die Politik denkt bereits verstärkt über den künftigen Schulbetrieb nach, für den die Bundesländer zuständig sind. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte von allen Ländern einen Fahrplan für Impfungen von Jugendlichen ab zwölf Jahren gefordert, möglichst bis zum Beginn des neuen Schuljahres, damit „nach den Sommerferien überall der Schulbetrieb wieder relativ normal beginnen kann“. Bis zum Schulbeginn wird das für alle aber kaum zu schaffen sein. Die EU-Arzneimittelbehörde will zwar möglichst noch in diesem Monat über die Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für ältere Kinder entscheiden. Aber die Ständige Impfkommission behält sich vor einer Empfehlung noch eine Prüfung vor. dpa