München – Mehr als jeder zweite Asylbewerber hat das Angebot zur Corona-Impfung bei Impfaktionen in bayerischen Flüchtlingsunterkünften angenommen. Mehr als 40 Prozent der Impffähigen hätten den Schutz gegen Covid-19 durch die mobilen Teams jedoch abgelehnt, erklärte eine Sprecherin des bayerischen Innenministeriums. Nicht erfasst sei aber, wie viele davon sich über ein Impfzentrum oder einen Hausarzt impfen ließen.
Im bundesweiten Vergleich ist die Impfbereitschaft der Asylbewerber in Bayern mit knapp 60 Prozent eher hoch. Die Corona-Impfquoten in den Einrichtungen bewegen sich aktuell zwischen 33 und 60 Prozent, wie eine epd-Umfrage unter den Bundesländern ergab. Die mobilen Impfteams stießen mitunter auf recht große Skepsis, erklärten die zuständigen Landesministerien. Um Sprachbarrieren und kulturelle Hürden zu überwinden, werden die Impfteams vielerorts von Sozialarbeitern und Dolmetscherinnen unterstützt.
Auch in Bayern werde immer wieder gemeldet, dass nicht nur bei Asylbewerbern, sondern bei Menschen mit Migrationshintergrund insgesamt spezifische Hemmnisse bestünden, die Schutzimpfung anzunehmen, sagte die Ministeriums-Sprecherin. Manche hätten Angst, dass sie geimpft leichter abgeschoben werden könnten. „Fakt ist, dass die Impfung keine Auswirkungen auf den Aufenthaltsstatus hat“, betont das Innenministerium. Auch dass die Impfstoffe unfruchtbar machten, gehöre zu den vor allem in sozialen Netzwerken kursierenden Fehlinformationen, Verschwörungstheorien und Gerüchten, die viele abschreckten. Hinzu komme die Sprachbarriere.
Unterschiedliche Resonanz
Bei einer „Ü40-Impfung“ mit Astrazeneca in St. Wolfgang (Kreis Erding) ist die Resonanz hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Praxiskooperation „Hausärzte im Isental“ hatte die Aktion organisiert, nachdem zuletzt einiger Impfstoff übrig geblieben war. Insgesamt 3000 Dosen standen am Wochenende zur Verfügung, doch bis Sonntag 14 Uhr waren davon nur 600 verimpft. „Es hätten schon mehr sein dürfen“, sagte der St. Wolfganger Arzt Udo Hahn. Dabei hatte die Aktion sogar Personen außerhalb der Region angezogen. Ein Ehepaar war sogar aus Heidelberg angereist, sie kamen schon am Freitag, weil sie mit starkem Andrang gerechnet hatten – eine fehlerhafte Annahme, wie sich herausstellte.
Hingegen war das Impfzentrum im niederbayerischen Regen am Sonntag wegen eier Sonderimpfaktion überlastet. Das Landratsamt Regen bat Impfwillige, nicht mehr anzureisen. Es seien mehr Menschen zur Eishalle in Regen gekommen, als Impfstoff von Johnson & Johnson vorhanden sei. Der Landkreis Regen verzichtet nach eigenen Angaben auf eine Lagerhaltung des Vakzins, um ein möglichst hohes Impftempo zu erreichen. Um diese Vorgabe weiter umsetzen zu können, sei zu dem Sonderimpftag eingeladen worden, hieß es. Der Vektorimpfstoff von Johnson & Johnson ist der derzeit einzig zugelassene, der nur eine Spritze für den vollen Impfschutz benötigt. Vermutlich sei daher das Interesse so groß gewesen.
Erste gefälschte Impfpässe aufgetaucht
In Bayern sind die ersten gefälschten Impfpässe aufgetaucht. „Derzeit ist uns eine niedrige zweistellige Zahl von Verfahren beziehungsweise Anzeigen bekannt“, teilte das Landeskriminalamt (LKA) in München auf Anfrage mit. Fünf Fälle meldete das Polizeipräsidium München, allerdings ohne Details dazu zu nennen. Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten registrierte nach Angaben eines Sprechers „eine niedrige einstellige Anzahl an Verfahren im Zusammenhang mit gefälschten Impfpässen beziehungsweise Impfnachweisen“. Einer der Fälle ereignete sich Anfang Mai im derzeitigen Corona-Hotspot Memmingen: Dort soll ein Unbekannter einem Mann vor einem Supermarkt „eine gefälschte Ersatzbescheinigung über eine Corona-Impfung in die Hand gegeben“ haben – ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen. Beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim sagte ein Sprecher: „Wir haben da ein, zwei Verdachtsfälle gehabt im Rahmen der Schleierfahndung. Da sind schon Pässe aufgetaucht, die möglicherweise gefälscht sein könnten.“ prä/epd/lby