Ansturm auf die Passämter

von Redaktion

VON DOMINIK STALLEIN

München – Während der Pandemie ging es ruhiger zu im Bürgerbüro. Geretsrieder (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) müssen sich vor einem Behördengang anmelden. „Innerhalb von ein oder zwei Tagen hat man einen Termin bekommen“, sagt Ute Raach, die Geschäftsleitung des Rathauses. Inzwischen braucht man Geduld. „Die Menschen warten jetzt zwei bis drei Wochen.“ Der Grund: Der Bedarf an Dokumenten und Ausweispapieren ist riesig. „Urlaubsreisen sind wieder möglich und dafür brauchen die Menschen teilweise neue Dokumente“, erklärt Raach.

Spätestens seit den Pfingstferien ist die Reiselust geweckt – und die Mitarbeiter im Passamt haben alle Hände voll zu tun. Ein Problem, mit dem viele Kommunen zu kämpfen haben. Wegen des großen Ansturms legen beispielsweise die Mitarbeiter der Stadt Olching sogar Sonderschichten ein, wie Bürgermeister Andreas Magg berichtet. Auch ein Ausweis-Bringservice wurde in der Gemeinde im Landkreis Fürstenfeldbruck installiert.

Die Starnberger Rathaus-Mitarbeiterin Marie Babst wundert sich nicht über die vielen Anfragen: „In den Ferien ist die Nachfrage immer größer und in den vergangenen Monaten waren die Menschen zurückhaltender.“ Derzeit sind drei Schalter im Rathaus immer geöffnet – „und alle Termine vergeben“. Etwa eine Woche vergeht in Starnberg zwischen der Anmeldung und dem Behördengang.

Lange Wartezeiten kennt man im Münchner Kreisverwaltungs-Referat (KVR) noch aus den Zeiten der Wartenummern. „Die Terminvergabe ist eine klare Verbesserung“, sagt Pressesprecher Johannes Mayer. Meterlange Schlangen vor den Büros gehören zwar der Vergangenheit an, schneller kommen die Münchner aber nicht zu ihren Dokumenten. Die Nachfrage ist „erheblich gestiegen“, sagt Mayer. Zum einen liegt das an den gelockerten Reiseregeln und den Ferien. „Hinzu kommt, dass viele Menschen ihre Ausweisdokumente wegen der Pandemie lange nicht gebraucht haben und jetzt erst merken, dass sie teils schon seit einiger Zeit abgelaufen sind.“

Wer sehr viel Glück hat, kann sogar noch am Tag der Anfrage sein Dokument beim KVR beantragen. „Erfahrungsgemäß sind diese Termine aber schnell vergeben“, räumt Mayer ein. Der Großteil der Münchner muss Geduld beweisen. Mehrmals täglich werden Termine im Reservierungsportal freigeschaltet.

Auch wenn spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie vieles digital möglich ist: „Bei einer Neuausstellung ist ein persönliches Erscheinen zwingend erforderlich“, sagt Christl Steinhart, Sprecherin der Stadt Freising. Eine Unterschrift muss vor Ort geleistet werden, auch der Fingerabdruck wird im Rathaus genommen. Die Freisinger Bürger sollten frühzeitig die Weichen für ihre Urlaubsreise stellen: „Aktuell ist bei Terminen mit einer Vorlaufzeit von drei bis vier Wochen zu rechnen.“ Und das, obwohl 15 Frauen und Männer im Schichtbetrieb im Bürgerbüro arbeiten.

Ist der Reisepass beantragt, dauert es drei bis fünf Wochen, bis das druckfrische Dokument abgeholt werden kann. Laut Bundesinnenministerium kann man auch einen Express-Antrag stellen. Der beschleunigt den Druck, ist aber teurer. Kommt selbst dieser Express-Ausweis zu spät, kann ein vorläufiger Reisepass helfen. Der Sofortdruck ist zwar ein weltweit anerkanntes Dokument, ermöglicht aber nicht überall die Einreise. Die USA beispielsweise akzeptieren dieses Provisorium nicht.

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