Hilpoltstein – Nach dem größeren Blaumeisen-Sterben im vergangenen Jahr hat sich der Bestand der kleinen Singvögel in Bayern wieder erholt. Die Zahl der Vögel sei wieder auf normalem Niveau, sagt Vogelexpertin Angelika Nelson vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) wurde auch der deutschlandweite Rückgang bei den Blaumeisen-Beständen um 8,6 Prozent wieder ausgeglichen.
Im vergangenen Frühjahr waren dem LBV und anderen Naturschutzverbänden allein in Bayern 1963 tote und kranke Blaumeisen gemeldet worden. Bei 240 von ihnen verursachte nach Nabu-Angaben wahrscheinlich ein Bakterium mit dem Namen Suttonella ornithocola eine Lungenentzündung. Vor allem immungeschwächte Blaumeisen fielen dem Bakterium zum Opfer. Der Vogelschutzbund hatte wegen solcher Fälle dazu aufgerufen, kranke Tiere zu melden. Deutschlandweit gingen im vergangenen Jahr nach Nabu-Angaben 24 624 Meldungen ein, 6475 wurden als „wahrscheinlich“ eingeordnet.
Bei der Annahme, dass sich der Bestand im Freistaat wieder erholt hat, bezieht sich Vogelexpertin Nelson auf die Mitmach-Aktion „Stunde der Gartenvögel“, der Vogelzählung vom Landesband für Vogelschutz (lbv) in Kooperation mit dem Nabu, das der Verband am Mittwoch vorstellte. Laut Nelson wurden im Schnitt etwa zwei Blaumeisen in Gärten gesichtet, was dem normalen Schnitt entspreche. Überdies geht die Vogelschützerin davon aus, dass im vergangenen Jahr geschlüpfte Blaumeisen in diesem Jahr die Reviere ihrer verendeten Artgenossen übernommen haben. Trotz der Erholung der Blaumeisen-Bestände werden im Freistaat und bundesweit aber weiter Verdachtsfälle toter und kranker Blaumeisen gemeldet. Mit Blick auf ganz Deutschland berichtet der Nabu im Jahr 2021 bis Mitte Mai von 5800 solcher Meldungen, in Bayern wurden demnach bislang knapp 300 Fälle gemeldet.
Eine weitere Entwicklung habe die „Stunde der Gartenvögel“ gezeigt: Immer weniger verschiedene Vögel zwitschern und flattern in Bayerns Gärten. So wurden mit durchschnittlich knapp 30 Vögeln pro Garten zwar gleich viele gezählt wie im Vorjahr; der Wert liegt im Vergleich zum Durchschnitt der letzten 16 Jahre aber unter dem Mittelwert von über 32 Vögeln. Auch die Vielfalt der Arten ist von elf auf acht gesunken. Wie im Vorjahr war der Spatz der am häufigsten beobachtete Gartenvogel. Es folgen Amsel, Star und Feldsperling.
Schon lange machen die Artenschützer darauf aufmerksam, dass der Rückgang der Vielfalt und Anzahl der Vögel auch auf den Verlust von Strukturen wie Hecken zurückzuführen ist. Wer den gefiederten Flugkünstlern helfen will, müsse dafür sorgen, dass sein Garten reich an Insekten ist. lby/epd