„Eine richtige Perle“

von Redaktion

MEIN DORF Hans Hartl lebt seit seiner Geburt in Königsdorf

In der 3200-Seelen-Gemeinde ist Hans Hartl eine Institution. Seit seiner Geburt lebt der 59-Jährige in Königsdorf im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Seit 28 Jahren sorgt der Mesner händisch dafür, dass die Kirchenuhr, Baujahr 1876, weiterläuft. Nur wenn er mal im Urlaub ist, kümmert sich sein Bruder darum. Oft kommt das aber nicht vor – dafür ist Hartl viel zu gern in seiner Heimat.

Herr Hartl, hat es Sie nie gereizt, woanders zu leben?

Überhaupt nicht. Ich bin eine Königsdorfer Hausgeburt und fühle mich hier schon immer wahnsinnig wohl. Meine Frau lebt auch schon seit ihrer Kindheit hier.

Warum sind Sie geblieben?

Weil das ganze Dorf eine echte Gemeinschaft ist. Als Kind bin ich zum Schützenverein, war beim Trommlerzug, dem Trachtenverein, der Musikkapelle und in der Kirche engagiert. Auch in der Feuerwehr bin ich schon lange. Die Menschen fangen als Mitglieder an und werden zu Freunden. Am Schluss sind wir eine große Gemeinschaft mit einem starken Zusammengehörigkeitsgefühl. Das macht Königsdorf so besonders.

Und alle sind per Du?

Oft ist das noch so. Aber inzwischen gibt’s durch den Zuzug auch Leute, die ich nicht kenne. Die steigen morgens ins Auto und kommen abends zurück. Die nutzen Königsdorf als Schlafdorf. Aber es wäre schade, wenn das zunimmt, weil dann die Gemeinschaft darunter leidet, die dieses Dorf zu einer richtigen Perle macht, auf die wir stolz sein können.

Wie kommt denn ein Zuagroaster in die verschworene Gemeinschaft?

Jeder darf in den Vereinen mitmachen – und für jeden gibt es etwas. Die Kinder turnen beim Sportverein, die Jungen tummeln sich beim Burschenverein und die Erwachsenen staunen über das Segelflugzentrum. Bei unseren Stockschützen macht ein zuagroastes Ehepaar aus Hamburg mit. Die wollten sich integrieren und gehören jetzt dazu. Wenn man auf uns zugeht, sind wir Königsdorfer nämlich immer offen für neue Menschen.

Gibt es etwas, das Sie in Königsdorf vermissen?

Eigentlich haben wir alles. Vom Apotheker über den Zahnarzt, die Landmetzgerei und einen Schreibwarenhandel bis hin zum Dorfladen. Nur eins ist schade: Wir hatten mal drei Wirtschaften im Dorf, jetzt ist es nur noch eine. Vielleicht wäre ein Café mit Aussicht auf die Berge noch ganz nett. Plätze mit toller Aussicht gäbe es genug.

Interview: Dominik Stallein

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