Zwerg-Hirsche aus Fernost in Bayern

von Redaktion

VON DOMINIK GÖTTLER UND TOBIAS GEHRE

Fürstenfeldbruck – Ein totes Tier nach einem Wildunfall bei Esting, Sichtungen in Germering und Grafrath sowie der Schnappschuss einer Wildkamera ebenfalls in der Region. Im Landkreis Fürstenfeldbruck häufen sich die Nachweise von einem tierischen Einwanderer aus Asien. Offenbar treiben sich dort mehrere Muntjaks herum.

Die Tiere von der Gattung der Hirsche sind deutlich kleiner als ihre in Bayern heimischen Verwandten, sie werden je nach Art zwischen 15 und 30 Kilogramm schwer. Der Chinesische Muntjak etwa erreicht eine Schulterhöhe von etwa einem halben Meter. Erkennbar sind die Männchen an ihrem einfachen Geweih, das nicht länger als 15 Zentimeter wird. Außerdem haben die Tiere verlängerte Eckzähne, die vampirartig aus dem Maul herausragen und bei den Männchen deutlich länger sind als bei den Weibchen.

In freier Wildbahn leben Muntjaks hierzulande eigentlich nicht. Und dennoch kommt es in Deutschland immer wieder mal zu Sichtungen – auch in Bayern. So wurde zum Beispiel im September 2017 ein Muntjak im fränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt von einem Bus angefahren und so schwer verletzt, dass ein Jäger ihn von seinem Leiden erlösen musste. Zunächst wurde vermutet, dass es sich bei dem Tier um ein zwei Jahre zuvor aus dem Nürnberger Tiergarten entlaufenes Exemplar handeln könnte. Doch der Zwergmuntjak aus dem Zoo hatte einen Chip und eine Einkerbung im Ohr, beides konnte bei dem Unfallopfer nicht gefunden werden, wie der Tiergarten damals mitteilte.

Im Landkreis Fürstenfeldbruck ist die Jägerschaft ziemlich ratlos in der Frage, wie die kleinen Hirsche in die Region gekommen sind. „Wir haben keinen Schimmer“, sagt Michael Pöllmann von der Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbandes.

Laut Bundesamt für Naturschutz (BfN) kommt der Chinesische Muntjak in Deutschland gelegentlich vor, weil vereinzelt Exemplare aus privaten oder öffentlichen Tierhaltungen geflüchtet seien. Der Muntjak steht auf der EU-Liste invasiver, gebietsfremder Arten. Dort sind Pflanzen und Tiere aufgeführt, die durch ihre Vermehrung in Europa die bestehenden Ökosysteme, Biotope oder Arten schädigen können. Darunter etwa der Waschbär, der sich in Deutschland immer weiter ausbreitet. Der Waschbär darf mittlerweile in fast allen Bundesländern bejagt werden. Im Gegensatz dazu zählt der Chinesische Muntjak aber noch nicht als etabliert, das BfN führt ihn unter der Kategorie Einzelfunde. Problematisch ist er dem Bundesamt zufolge trotzdem. Denn er mache dem einheimischen Rehwild Konkurrenz bei der Nahrungssuche und könne mit seinem Hunger auf Jungpflanzen die Vegetationsstruktur verändern.

Allerdings unterliegen Muntjaks nicht dem Jagdrecht. Das heißt, dass sie nicht ohne Weiteres einfach geschossen werden dürfen, auch wenn sie nicht erwünscht sind. Das Landratsamt in Fürstenfeldbruck hat deshalb nun mit der Regierung von Oberbayern in ihrer Funktion als Obere Jagdbehörde Kontakt aufgenommen. So solle geklärt werden, wie mit der eingewanderten Art im Landkreis umgegangen werden soll. Denn ohne Abschussgenehmigung werde kein Jäger auf die Pirsch gehen, betont Kreisgruppenchef Pöllmann.

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