400 Kilo Römerschatz in Augsburg entdeckt

von Redaktion

VON ULF VOGLER

Augsburg – Viele Facetten aus der Anfangszeit der 2000 Jahre alten Stadt Augsburg müssen nach dieser Entdeckung wohl neu geschrieben werden: Im Stadtteil Oberhausen haben Archäologen mehr als 400 Kilogramm Funde aus der Römerzeit geborgen: 800 Münzen, zudem Waffen, Werkzeuge, Knochen und der eiserne Reifen eines Wagenrades.

So eine bedeutende Entdeckung habe es in der schwäbischen Großstadt seit mehr als 100 Jahren nicht mehr gegeben, sagte Augsburgs Stadtarchäologe Sebastian Gairhos. „Die Masse an Funden bietet ein enormes Potenzial.“ Die Objekte hätten eine „Super-Qualität“. Die Funde belegen nach Angaben des Chefs der Stadtarchäologie eindeutig, dass es sich um den ältesten römischen Militärstandort in Bayern handelt.

Um den Titel der ältesten Stadt im Freistaat streiten sich die Augsburger traditionell mit Kempten. Die Allgäuer Stadt sei „die älteste schriftlich erwähnte Stadt Deutschlands“, wird in Kempten betont. Denn den ersten Nachweis gebe es in einem Dokument aus dem Jahre 18 nach Christus.

Augsburg hatte früher einfach den römischen Alpenfeldzug im Jahre 15 vor Christus, in dessen Folge die heutige Region Augsburg besiedelt wurde, als ungefähres Gründungsdatum genannt. Nun geht es genauer: Das untersuchte Römerlager muss laut Gairhos in den Jahren 8 bis 5 vor Christus gebaut worden sein. Anhand der Münzen und der Keramikreste könne dies recht genau bestimmt werden. Doch den Standort gab es nur zwei Jahrzehnte. Ungefähr 10 nach Christus wurde er wieder aufgegeben.

Vermutet wird, dass ein Hochwasser der angrenzenden Wertach das Lager zerstört haben könnte. Die Römer zogen dann aber nur einige hundert Meter weiter und errichteten ein neues Lager für 3000 Soldaten. In diesem Umfeld entstand einige Jahre danach „Augusta Vindelicum“, die später zum heutigen Augsburg wurde.

Die Funde wurden möglich, nachdem die ehemalige Fabrik eines Autozulieferers abgerissen wurde. Dort sollen Wohnungen entstehen. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurden an dieser Stelle in einer Kiesgrube römische Objekte gefunden – auf eine neue Chance zu Grabungen mussten die Forscher 108 Jahre warten. Ein spektakuläres Stück ist allerdings relativ klein: eine Gewandnadel mit kleinen, aufgesetzten Fliegen. Die Symbolik ist unklar. Allerdings bestätigte die Entdeckung, dass in dem Militärlager Frauen gewesen sein müssen.

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