München – Nach Berechnungen des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) werden im nächsten Schuljahr mindestens 650 Lehrer fehlen. Die Corona-Pandemie habe den Lehrermangel „kaschiert“, sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. So hätten schwangere Lehrkräfte Online-Unterricht abhalten können. Durch die Rückkehr zum Präsenzunterricht für alle werde das Fehlen von Grund-, Mittel- und Förderlehrern nun aber offensichtlich.
Fleischmann hatte die Pressekonferenz zum Lehrermangel mit einer anklägerischen Überschrift („Wir rechnen ab!“) versehen und sparte nicht mit Kritik am Kultusministerium. So gebe es im Moment weder eine aktuelle Schülerprognose für das nächste Schuljahr noch eine Lehrerbedarfsprognose.
Daher habe der BLLV selbst nachgerechnet. Die Zahl von 650 nicht vorhandenen Pädagogen sei alarmierend, sagte BLLV-Vizepräsident Gerd Nitschke. „Wir brauchen dringend Grund- und Mittelschullehrer.“ Dazu müsse der Lehrberuf attraktiver gemacht werden, etwa durch Anhebung der Einstiegsgehaltsstufe auf A13. Das Ministerium habe indes „pädagogische Schweinereien“ (Fleischmann) wie die Kürzung von Förderstunden vorgenommen. Diese müssten ebenso wie dienstrechtliche Maßnahmen, etwa die Anhebung des Ruhestandsalters von 64 auf 65 Jahren, rückgängig gemacht werden. Auch Maßnahmen wie etwa die Aufhebung des Numerus Clausus für das Lehramt an Grundschulen seien zwar gut gemeint, aber kontraproduktiv. Durch den fehlenden NC seien angehende Mittelschullehrer zu den Grundschulen übergewechselt – die später an den Mittelschulen fehlen würden.
Das Ministerium wies die Kritik zurück: „Leider macht der BLLV für die Deckung des Lehrbedarfs keine eigenen Vorschläge“, erklärte ein Pressesprecher. Der Verband „überzeichnet die Bedarfe für das nächste Schuljahr deutlich“. Absehbar sei, dass „an Grund-, Mittel- und Förderschulen zum kommenden Schuljahr deutlich weniger Lehrkräfte benötigt werden, als man bislang erwarten musste“. DIRK WALTER