München – Deniz Göcen steht vor einer der Streuwiesen im Naturpark Ammergauer Alpen und spricht über den Tourismusdruck, der hier im Sommer herrscht. Über doppelachsige Wohnwägen, die immer wieder auf den geschützten Wiesen parken, über Wildcamper und Wildbiesler und nicht angeleinte Hunde. Doch trotz all der Probleme sagt die Naturpark-Rangerin: „Wir wollen nicht noch mehr Druck ausüben, sondern wir wollen zusammenarbeiten.“ Und deswegen steht an diesem Tag auf dem Parkplatz an der Ettaler Mühle hinter ihr der neue Bergbus der Alpenvereinssektion München & Oberland. Denn der soll die Wanderer aus München künftig ohne eigenes Auto in die bayerischen Alpen bringen. Und auch dabei helfen, den rücksichtsvollen Blick auf die Natur zu schärfen.
Rund 80 000 Euro hat die DAV-Sektion für das Pilotprojekt in die Hand genommen, um die Fahrt zum Berg nachhaltiger zu gestalten. Um den Ausflüglern die Parkplatzsuche zu ersparen und die bei den Anwohnern verhassten Blechlawinen in der Alpenregion am Wochenende etwas schrumpfen zu lassen, wie der Sektions-Vorsitzende Matthias Ballweg gestern bei der Jungfernfahrt des Münchner Bergbusses erklärte.
Ab 19. Juni fahren samstags und sonntags jeweils zwei Busse für bis zu 90 Fahrgäste von verschiedenen Startpunkten in München aus ins Ammergebirge, durch das Tegernseer Tal bis nach Tirol oder in den Chiemgau. Ein Bus jeweils für Frühaufsteher um 6.30 Uhr, der zweite um 8.30 Uhr. Rückfahrt von der Endstation auf allen Routen um 17:30 Uhr.
Mit einer Reihe von Annehmlichkeiten will der DAV die Bergbegeisterten vom Auto in den Bus locken: WLAN und Klimaanlage bei der Anfahrt, das Mountainbike oder der Kinderwagen kann mitgenommen werden, Überschreitungen sind dank der Rückfahrt von einer anderen Haltestelle möglich. „Schlechte Anbindung oder lange Umsteigezeiten sind oft ein Grund, warum Bergsteiger nicht öffentlich anreisen“, sagt Ballweg. „Mit dem Bergbus wollen wir einen Beitrag leisten, diese Hürden abzubauen.“
Die teilnehmenden Gemeinden freuen sich über das neue Angebot. „Der Bergbus ist eine gute Grundlage für eine bessere Besucherlenkung“, sagt etwa Florian Hoffrohne, Geschäftsführer des Naturparks Ammergauer Alpen. Die Nachfrage für weitere Zielorte wäre da, sagt Ballweg. Immer wieder klopften Bürgermeister bei ihm an, ob der Bus nicht auch in ihrer Gemeinde halten könnte.
Im Bus können sich die Ausflügler per QR-Code über Wandertouren vor Ort informieren. Außerdem sollen bei den ersten Fahrten ehrenamtliche DAV-Helfer mit an Bord sein und die Besucher im Umgang mit der Natur und bei der Wahl der Bergtour sensibilisieren. Nebenbei läuft auf den Bildschirmen im Bus das Bergquiz, bei dem der Passagier erfährt, dass es bis zu fünf Jahre lang dauern kann, bis im Gebirge ein achtlos weggeworfenes Taschentuch verrottet.
Unterstützung für das Projekt kommt von Münchens Zweiter Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne). Sie sitzt bei der Jungfernfahrt nach Ettal (gestern staufrei in 70 Minuten von München aus) mit im Bus und hofft, dass die neuen Linien nun über den Sommer fleißig genutzt werden. Danach braucht der DAV finanzstarke Partner, um die Verbindung zu erhalten oder auszubauen. Habenschaden will für eine dauerhafte Bergbusverbindung im Stadtrat trommeln. „Langfristig wäre es natürlich super, wenn der Bergbus eine Linie im MVV werden könnte.“
Die Preise
Hin- und Rückfahrt: 22 Euro. DAV-Mitglieder ermäßigt. Fahrrad-Mitnahme: 4 Euro. Buchungen ab sofort möglich unter www.muenchnerbergbus.de