Bistum Augsburg: Dekan unter Missbrauchs-Verdacht

von Redaktion

Augsburg – Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat einen Dekan, also den Vorsteher eines Kirchenbezirks, mit sofortiger Wirkung von seinem Amt entpflichtet und von allen Aufgaben freigestellt. Generalvikar Harald Heinrich hatte zuvor die Staatsanwaltschaft über „einen sehr ernst zu nehmenden Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen den Priester des Bistums in einem konkreten Fall“ informiert, wie die Diözese gestern mitteilte.

Entsprechend den kirchlichen Leitlinien und den kirchenrechtlichen Normen in diesem Fall habe Meier die Kongregation für die Glaubenslehre in Rom informiert und um Entscheidung gebeten. Eine kirchenrechtliche Voruntersuchung sei eingeleitet. Über einen weiteren Einsatz des Geistlichen werde auf der Grundlage der Unschuldsvermutung nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Prüfung des Falls durch die Kongregation entschieden.

Generalvikar Heinrich sagte: „Die zu Protokoll gegebenen Aussagen in diesem uns bekannt gewordenen Fall erschüttern uns zutiefst. Wir nehmen den Fall sehr ernst und werden alles daransetzen, eine durchgängige, lückenlose und transparente Aufklärung sicherzustellen.“ Informationen zum Tatverdächtigen oder zum Tatort nennt der Pressesprecher auf Nachfrage nicht. Nur soviel wurde bekannt: Es handele sich nicht um ein Dekanat in Oberbayern.

Andreas Jall, Prodekan des Dekanates Starnberg, zeigte sich gestern entsetzt über die Nachricht. „Aus meiner Arbeit mit Missbrauchsopfern weiß ich, was Missbrauch heißt. Das kann bis zum Seelenmord gehen.“ Als ganz normaler Gläubiger habe er so viel Zorn, „weil wieder so viel Vertrauen verloren geht“. Das werde wieder auf alle zurückfallen. Es sei so mühsam derzeit, wieder Vertrauen aufzubauen – in der Erstkommunion-Vorbereitung, in der Firmvorbereitung. Es koste so viel Ansehen und schmerze so, dass die tägliche Arbeit in den Pfarrgemeinden durch solche Geschichten so schwer gemacht werde. Ein Dekan stehe noch ganz anders in der Verantwortung: „Der ist der Beauftragte des Bischofs für ein ganzes Dekanat. Das ist eine herausgehobene Position.“ Missbrauch sei einfach nur ekelhaft. Der einzige Trost sei, dass sehr konsequent und schnell reagiert worden sei vom Bistum. „Das haben wir gelernt.“  kna/cm

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