Kühbach – Karl-Heinz Kerscher staunte nicht schlecht, als er am 20. November 2020 eine Mail der Deutschen Botschaft aus Washington erhielt. Der dortige Kulturreferent Jacob Comenetz teilte dem Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft Kühbach im Kreis Aichach-Friedberg mit, dass in den USA eine historische, deutsche Fahne gefunden wurde und nun der Besitzer gesucht wird.
Der Vater des 74-jährigen Amerikaners Richard Fleming hatte das Vereinsbanner kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs aus einem zerbombten deutschen Haus gerettet und anschließend mit in seine Heimat genommen.
Comenetz fand heraus, dass das Banner mit dem Bild des heiligen Georgs aus dem Jahr 1929 der Krieger- und Soldatenkameradschaft Kühbach zuzuordnen ist. „Ein weiterer Zufall wollte es, dass meine Tochter Lisa zu dem Zeitpunkt in Washington war“, sagt Kerscher. „Sie ist als Therapeutin in die Staaten gegangen, wollte eigentlich nur ein Jahr bleiben. Durch die Pandemie und den Lockdown hat sich der Aufenthalt dann um ein weiteres Jahr verlängert.“
Lisa Kerscher traf sich mit Richard Fleming und erfuhr von ihm, dass das Banner fünf Umzüge überstand und von der Familie behutsam behandelt wurde. „Die Amerikaner haben nun mal einen ganz besonderen Flaggenstolz“, sagt Karl-Heinz Kerscher.
Mithilfe des Zollverbindungsbeamten Jens Müller gelang der Rücktransport, am Mittwoch wurde das Banner zur Einfuhr am Flughafen München abgefertigt. Kühbach plant nun eine große Feier samt Übergabe der Fahne an den örtlichen Kriegerverein. Der Verein wiederum plant, den schon verloren geglaubten Schatz dem Heimatmuseum Aichach zu überlassen. „Für Kühbach ist das jetzt schon eine riesige Geschichte. Die Übergabe wird noch mal größer. Sobald man wieder feiern darf, also so richtig mit Bier und Musik, wird die Übergabe vor dem Kriegerdenkmal stattfinden“, sagt Karl-Heinz Kerscher. Es soll ein spaßiges Wiedersehen werden – hat schließlich auch 76 Jahre gedauert. nms