München – Bürgeraufruhr an der Stadtgrenze zu Neubiberg! Auslöser sind die kürzlich in einer Online-Konferenz vorgestellten Planungen für den neuen U-Bahn-Betriebshof in Neuperlach Süd. Vor allem das 900 Meter lange Bremstestgleis, der 24-Stunden-Betrieb sowie Licht- und Lärmemissionen bringen die Anlieger auf die Palme.
Bei der Sitzung des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach standen am Donnerstagabend viele Bürger vor der Tür, um sich über die Pläne zu beschweren. Eingelassen wurden am Ende wegen der Pandemie-Beschränkungen nur ausgewählte Sprecher. „So geht es nicht, so darf es nicht sein“, schimpfte drinnen Wolfgang Dowie aus Waldperlach. Bei der Online-Bürgerbeteiligung hätten Stadtwerke und MVG Details vorgestellt, die vorher ganz anders kommuniziert worden seien. So sei es nun kein Zweischicht-Betrieb mehr, das Bremsgleis könne auch nachts für Tests benutzt werden, von den Abstellgleisen gehe ohne Einhausung eine erhebliche Lärm- und Lichtbelastung aus, die auch die acht Meter hohen Schallschutzwände nicht verhindern könnten. „Das ist eine erhebliche Beeinträchtigung!“
Die Planungen seien abzulehnen, fordert Oliver Hellmund von den Grünen in Neubiberg, der auch die Bürgerinitiative „Saubere Luft für Waldperlach und Neubiberg“ anführt. Der U-Bahn-Betriebshof „darf nicht zu Lasten der Lebensqualität der Anwohner“ gehen. Rund 700 Unterschriften wurden bereits gesammelt, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Nächsten Mittwoch soll der Planungsausschuss im Stadtrat die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans für das Gebiet beschließen. Bis dahin will der Bezirksausschuss den gesammelten Bürgerprotest an die zuständigen Stadtreferate und die MVG übergeben. „Die Anregungen, Einsprüche und Bedenken der Bürger sind in jedem Fall sehr ernst zu nehmen und müssen im Detail geprüft und beantwortet werden“, fordert BA-Planungssprecher Wolfgang Thalmeir (CSU). Die Stadtteilpolitiker regen unter anderem eine ausführliche Darstellung der zu erwartenden Immissionen der gesamten Anlage, inklusive Bremstestgleis, an. Es gebe aber noch eine ganze Liste weiterer Fragen, die geklärt werden müssten.
All dies müsse zwingend vor der Einleitung des Planfeststellungsverfahrens im Herbst passieren. „Es hat mich ohnehin verwundert, dass die Reaktion auf das große und bedeutende Planungsvorhaben so lange auf sich warten ließ“, sagte Thalmeir. Schließlich diskutiere man bereits seit eineinhalb Jahren über das Projekt. Vermutlich sei die verzögerte Reaktion der pandemiebedingt erschwerten Öffentlichkeitsbeteiligung geschuldet. CARMEN ICK-DIETL