Wolfratshausen – Die Gischt spritzt, die Menge johlt. Schulter an Schulter schunkeln die Gäste zu zünftiger Blasmusik. Bilder aus einer anderen Welt. Einer Welt ohne Masken und Abstandspflicht. Die alteingesessenen Flößerbetriebe blicken sorgenvoll in die Zukunft: Seit über einem Jahr ist kein einziges Floß mehr auf der Isar gefahren – die Saison 2020 ist wegen Corona ausgefallen.
Und auch heuer sieht es schlecht aus für eine der schönsten Traditionen in Oberbayern: Die Gaudi auf dem Fluss droht wieder ins Wasser zu fallen. „Uns läuft die Zeit davon“, sagt Monika Heidl-Seitner. Sie führt den Flößereibetrieb Franz Seitner in Wolfratshausen in fünfter Generation. Ihr Vater Franz, der Seniorchef, hat selbst als Flößer über 50 Jahre lang tausende Gäste sicher die Isar hinunter gefahren. Beruf und Lebensgefühl zugleich. Doch der beliebte Freizeitspaß ist in Gefahr. Eigentlich wären die Flößer traditionell am 1. Mai in die Saison gestartet, „wir wären bis September ausgebucht“, sagt die 52-Jährige wehmütig. Auch Isarfloss Angermeier wird von Anfragen überhäuft. „Die Nachfrage ist riesig“, sagt Michael Angermeier. Doch die drei Flößerbetriebe auf der Isar hängen in der Luft, warten ungeduldig auf Entscheidungen von den Behörden. „Wir brauchen endlich Planungssicherheit“, fordert Heidl-Seitner. Zwar sind Floßfahrten aktuell „unter Berücksichtigung der Allgemeinen Kontaktbeschränkung“ erlaubt. „Aber was heißt das jetzt für uns?“, fragt Heidl-Seitner. Feste Platz-Zuweisungen, Abstandsregeln, Maskenpflicht für Gäste, Caterer, Musiker? Vieles sei auf einem Floß nicht umsetzbar, so Angermeier. Antworten erhoffen sich die Flößer vom Wirtschaftsministerium – eine Anfrage läuft. „Wenn wir Anfang Juli nicht loslegen können, rechnet es sich wirtschaftlich nicht mehr“, so Heidl-Seitner. Die Saison endet am zweiten Sonntag im September. DANIELA POHL