Grüner Bahn-Konkurrent startet

von Redaktion

VON DIRK WALTER

München – Die Deutsche Bahn hat im Regionalverkehr etliche private Konkurrenten, die ihr ordentlich zusetzen. Etwa die Bayerische Regiobahn, die im Oberland und im Chiemgau unterwegs ist. Oder Agilis rund um Regensburg. Ab Ende 2021 wird der britische Betreiber Go Ahead die Deutsche Bahn auf Strecken im Allgäu ablösen.

Nun wird der Staatskonzern dort angegriffen, wo er bisher ein Fast-Monopol hat: im Fernverkehr. Flixtrain hatte 2018 eher zaghaft mit drei Strecken begonnen: Köln-Berlin, Köln-Hamburg und Berlin-Stuttgart. Jetzt, mit dem Rückgang der Corona-Infektionszahlen und der vermehrten Reiselust, wird das Streckennetz der einheitlich grün lackierten Züge ausgeweitet: Heute um 8.55 Uhr startet vom Gleis 12 des Münchner Hauptbahnhofs der erste Zug mit fünf Wagen, einer davon behindertengerecht, Richtung Frankfurt. Außerdem wird es eine Nachtlinie über Leipzig nach Berlin geben – letzteres „ein Experiment“, wie Flixbus-Gründer und Flixtrain-Chef André Schwämmlein gegenüber unserer Zeitung zugibt. Aber: „Durch Flixbus wissen wir, dass Menschen gerne nachts reisen.“

Angegriffen wird die Deutsche Bahn vor allem über den Preis. Flixtrain verspricht Tickets ab 4,99 Euro. Wie bei den Fernbussen gilt die Regel: Je früher man bucht, desto billiger ist es. Ein willkürlich herausgegriffenes Beispiel: Ein Flixtrain-Ticket München-Frankfurt für Donnerstag, 24. Juni, war gestern für 7,99 Euro zu haben. Wer mit dem Premierenzug fahren wollte, musste gestern 19,99 Euro hinlegen. Zum Vergleich: Die ICE-Verbindung kostete gestern 75,90 Euro (für die Fahrt heute) bzw. 59,90 Euro (24. Juni) – und das ist ein Super-Sparpreis, nicht umtausch- oder stornierbar. Flixtrain-Tickets sind stornierbar, jedem Fahrgast wird ein Sitzplatz garantiert.

Ähnlich günstig war gestern ein Fahrschein München-Leipzig zu haben: Wer gewillt ist, um 23.54 Uhr in München in den Zug zu steigen (Ankunft Leipzig 6.09 Uhr), der kommt mit 9,99 Euro davon.

Allerdings sollte der Fahrgast wissen: Flixtrain fährt nicht täglich. Dienstags und mittwochs gibt es vorerst keinen grünen Zug nach Frankfurt. „Wir haben im Moment noch ein gemäßigtes Reiseverhalten“, entschuldigt das Schwämmlein. Außerdem enden und beginnen die Züge zum Teil nicht in Frankfurt Hauptbahnhof, sondern in Frankfurt Süd. „Dies hängt mit der Wendezeit zusammen“, erklärt die Pressesprecherin. Man gehe aber davon aus, dass die Fahrgäste „auch diesen Halt gerne annehmen“. Etwas ungewöhnlich ist auch die Reiseroute: von München aus über Augsburg direkt nach Würzburg und weiter via Aschaffenburg und Hanau in die Main-Metropole. Die schnellere Variante wäre über Ingolstadt und Nürnberg. Ein ICE schafft es bis Frankfurt in 3:19 Stunden, Flixtrain benötigt 3:36 Stunden. Doch Flixtrain muss (wie DB Fernverkehr auch) für jeden Kilometer einen Trassenpreis an DB Netz zahlen – und die schnellere Route kostet mehr.

Mit DB Netz ist Schwämmlein auch nur so mittelmäßig zufrieden. Das Buchen von Trassen auf dem überlasteten DB-Netz sei „sehr bürokratisch“ und intransparent. „Es läuft sehr viel mit Papier und es ist sehr schwer planbar.“ In Schweden, wo Flixtrain ebenfalls unterwegs ist, laufe die Trassenbuchung digitaler und fairer ab. Wird das Angebot von den Fahrgästen angenommen, dürfte das grüne Streckennetz bald ausgeweitet werden. „Wir werden über die Jahre wachsen“, verspricht Schwämmlein.

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