Egmating – Ein Unikum ist das Feuerwehrhaus im Örtchen Münster (Kreis Ebersberg) sowieso. Nirgends findet sich so schnell eine Feuerwehrgarage, über der Tote aufgebahrt werden: Im ersten Stock des Gebäudes, das sich an den Kirchenhügel schmiegt, liegt die Aussegnungshalle, mit Ausgang auf den Friedhof.
Mehr als eine bessere Garage braucht die Münsterer Feuerwehr auch nicht – die jährlichen Einsätze der rund 25 Aktiven mit dem einen Fahrzeug, das sie haben, lassen sich an einer Hand abzählen. Das berichtet der Kommandant, Josef Huber. Vor dem Neubau hätte sich in der zuständigen Landgemeinde Egmating niemand gedacht, dass ein so übersichtliches Häuschen in einem so übersichtlichen Dorf solch gewaltigen Ärger auslösen würde.
Der Bau war schon fast fertig, da grätschte der Denkmalschutz dazwischen: Direkt neben der Kirche, mitten im Ort, hatte die Behörde einiges gesichtet, was ihr gar nicht passte – so schildert es die Bürgermeisterin, Inge Heiler. „In den ersten Gesprächen sah es nicht gut aus“, sagt sie. Der Zwangs-Abriss stand im Raum. Nach zähen Verhandlungen und fast einem Jahr Baustopp wird nun stattdessen nachgebessert, die Gemeinde kalkuliert mit bis zu 400 000 Euro Kosten. Sämtliche Fensterrahmen müssen raus, statt dem grauen Plastik ist Holzoptik Pflicht – das gilt auch für das große Rolltor. Außerdem störte sich die Aufsichtsbehörde an der schon montierten Sirene auf dem Dach. Sie muss runter, des Gesamtensembles rund um die Dorfkirche wegen. Nicht einmal der Heilige Sankt Florian darf an dem Ort aufgemalt werden, den die Münsterer schon für ihn geweißelt haben, stattdessen kommt ein zusätzliches Fenster übers Tor.
Das fällt bei den ohnehin fälligen Stemmarbeiten kaum ins Gewicht. Der Fußweg zur Eingangstür kreuzt die Ausfahrt des Feuerwehrautos – die Tür muss in eine andere Wand. Außerdem weichen muss ein Stück der Friedhofsmauer mitsamt einer Grabstätte: Der Neubau ragt weiter in den Friedhof hinein, als mit dem Ordinariat vereinbart, was zudem peinliche Nachverhandlungen nötig machte.
Ach ja, der Bau ist übrigens 70 Zentimeter zu hoch geraten. Damit trauernde Angehörige nicht in die Aussegnungshalle klettern müssen, bekommt die geplante Rampe nun ein paar Stufen, jetzt ist sie halt nicht barrierefrei.
„Das Kind haben wir vererbt bekommen“, sagt die Bürgermeisterin über den verkorksten Bau, den der bis April 2020 amtierende Gemeinderat abgesegnet hat. Der ehemalige Bürgermeister sagt auf Anfrage, der Umbau sei politisch gewollt, er habe sich nichts vorzuwerfen. Der mittlerweile geschasste Architekt, der das Haus geplant hat, will sich zu der Sache nicht äußern. Die Bürgermeisterin kündigt aber Schadensersatzforderungen an: „Das wird vor Gericht entschieden.“
VON JOSEF AMETSBICHLER