Altötting/München – Die traditionellen großen Fußwallfahrten können auch in diesem Jahr nicht stattfinden – Corona macht den Pilgern zum zweiten Mal einen Strich durch die Rechnung. So musste die 111 Kilometer lange Wallfahrt von Regensburg in den Marienwallfahrtsort Altötting erneut ausfallen, an der traditionell gut 7000 Menschen teilnehmen. Doch das Pilgern fällt nicht komplett aus. Anstelle der Massen kommen Wallfahrer jetzt in Kleingruppen.
„Im Moment melden sich bei uns viele Gruppen an“, berichtet der Altöttinger Stadtpfarrer Klaus Metzl unserer Zeitung. In dem größten deutschen Marienwallfahrtsort, der normalerweise von mehr als einer Million Wallfahrern jährlich besucht wird, gibt es zwei „Saisonhöhepunkte“: im Frühjahr um Pfingsten herum und der Rosenkranz-Monat Oktober. Anstelle der großen Gruppen-Wallfahrten kommen derzeit Familien, Ehepaare, kleine Gruppen, sagt Metzl. Es gebe auch die schöne Alternative der „stellvertretenden Wallfahrten“: Bei den großen Wallfahrten aus Deggendorf, Straubing und Regensburg haben sich die Teilnehmer – „die kennen sich alle untereinander“ – verständigt, Briefe mit ihren Gebetsanliegen zu sammeln und dann zur „Schwarzen Madonna“ nach Altötting zu bringen. Für Regensburg hatte Bischof Rudolf Voderholzer die Gebetsanliegen mit einer kleinen Pilgergruppe im Rucksack nach Altötting getragen. Die Briefe mit den Gebeten werden in dem Wallfahrtsort in Mirakelbüchern gesammelt und archiviert. „Die Wallfahrt ist trotz Corona nicht eingeschlafen“, betont Metzl.
„Einmal im Jahr müssen wir nach Altötting“, haben viele Teilnehmer der Regensburger Wallfahrt dem dortigen Pilgerleiter Bernhard Meiler gesagt. Und der berichtete dem Altöttinger Stadtpfarrer dann, dass sie kurzerhand die Oma und die Enkel eingepackt haben – und heuer halt mit dem Auto nach Altötting gefahren sind. „Haben dort auch ihr Kerzerl angezündet und die Gnadenmutter besucht“, freut sich Metzl. Der Clou aber: „Von den 7000 Regensburg-Pilgern waren in diesem Jahr 10 000 in Altötting“, habe Meiler gescherzt und vorgerechnet: Mit Oma und Enkeln seien doch viel mehr Wallfahrer zusammengekommen. Zudem hätten sie von Altötting mehr gesehen – und alles ging etwas gemütlicher zu. „Die großen Wallfahrten fallen aus – aber die Pilger bleiben nicht fern“, fasst Metzl zusammen. Die Menschen, die kommen, davon ist der Stadtpfarrer überzeugt, „die kommen nicht aus Tradition, sondern weil sie ein echtes Anliegen haben. Hier zeigt sich: Die Wallfahrt ist lebendig.“
Der Stadtpfarrer wünscht sich, dass man das Virus bald so im Griff hat, dass das klassische Programm auch wieder möglich ist. An Mariä Himmelfahrt (15. August) etwa, zum Patrozinium, wird es wieder einen großen Gottesdienst geben – natürlich nach Corona-Bedingungen und mit Abstandsregeln. Bislang fahre man in Altötting „auf Sicht“.
In Maria Eich in Planegg (Kreis München) gibt es bereits am 26. Juni einen Schritt in Richtung Normalität: Die Würmtalvereine laden zur Wallfahrt ein. „Endlich darf es wieder losgehen und ganz im Wortsinne wollen wir ,losgehen‘“, freut sich der Ausrichter, der Heimat- und Volkstrachtenverein „D’Würmtaler Menzing“. Um 7.30 Uhr geht es los an der St.-Georgs-Kirche in Obermenzing. Um 11 Uhr ist Messe in Maria Eich – und dann klingt die Wallfahrt im Biergarten beim „Alten Wirt“ aus – mit FFP2-Maske und eigenem Kugelscheiber zum Notieren der Kontaktdaten. Noch ist Corona nicht besiegt.