Fernab von Fernweh

von Redaktion

MEIN DORF Franz Ostermeier fühlt sich in Günzlhofen wohl

Jede Woche beantwortet ein Oberbayer Fragen rund um seine Heimat. Franz Ostermeier, 68, lebt schon immer in Günzlhofen. Das 450-Seelen-Dorf in der Gemeinde Oberschweinbach liegt im Landkreis Fürstenfeldbruck. Von dort will der Zimmerer, der als Rolling-Stones-Fan bekannt ist und schon als DJ gearbeitet hat, nicht mehr weg. Von Konzertreisen mal abgesehen.

Herr Ostermeier, Sie leben seit bald sieben Jahrzehnten in Günzlhofen. Wird das nie langweilig?

Nein, auf keinen Fall. Ich lebe mit meiner Frau gerne hier, habe in Günzlhofen meine eigene Zimmerei. Eine meiner drei Töchter lebt auch noch in der Nähe – und ich fühle mich wohl. Ich gehe gern im Dorf oder im Wald spazieren. Beruflich komme ich ohnehin viel rum. Von Regen bis Lindau stehen überall Dach- stühle meiner Zimmerei. Ich habe viel gesehen in Bayern.

Als Rolling-Stones-Fan sind Sie viel gereist – ist da Fernweh aufgekommen?

Ich war auf vielen Konzerten – aber immer wegen der Band, nicht weil ich unbedingt neue Länder bereisen wollte. Und so gern ich heute in den Urlaub fahre: Früher hat sich die Frage nach Fernweh nicht so gestellt wie bei der jungen Generation heute. Als junger Erwachsener bin ich vielleicht mal über den Brenner, nicht einmal bis zum Gardasee gefahren. Aber das war auch noch eine andere Zeit (lacht).

Wie kamen Sie als Günzlhofener auf eine internationale Band?

Ich habe als Jugendlicher die Handelsschule in Pasing besucht. Dort waren Taschen mit der Aufschrift „I can’t get no satisfaction“ im Trend – das hat mich interessiert. Wie es dann so kommt: einmal Fan, immer Fan.

Wie sieht es mit Ihrer „Satisfaction“ daheim aus – fehlt etwas im Dorf?

Die einzige Einkaufsmöglichkeit in Günzlhofen ist ein Zigarettenautomat. Der nächste Bäcker ist sechs Kilometer entfernt. Früher gab’s Semmeln auch hier vor Ort – und einen Kramerladen. Beides würde ich mir zurückwünschen.

Haben Sie einen Lieblingsplatz in Günzlhofen?

Ganz klar: der Fußballplatz. Ich war 18 Jahre Vorstandsmitglied im VSST Günzlhofen, habe den Verein über Jahrzehnte unterstützt und war sechs Jahre Vorsitzender. Heute bin ich Ehrenvorstand und stolz auf das Erreichte.

Was schätzen Sie an den Menschen?

Günzlhofen ist ein Dorf – das ist gut so. Trotzdem kommt man mit jedem ins Gespräch und kann weltoffen reden.

Interview: Jonas Napiletzki

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