Bayerns Singvögel sind kaum noch bekannt

von Redaktion

VON DOMINIK GÖTTLER

München – Bayerns Gymnasiasten kennen keine Vögel mehr. Das war das Ergebnis einer Untersuchung der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität vor drei Jahren. Bei 15 vorgelegten Bildern von heimischen Singvögeln konnten die befragten Schüler im Schnitt nur fünf Arten richtig benennen. Doch eine aktuelle Studie zeigt nun: Bei den Erwachsenen sieht es in Sachen Vogelkunde nicht viel besser aus.

Studenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HWST) haben im Auftrag des Landesbunds für Vogelschutz eine repräsentative Studie durchgeführt, bei der rund 1000 Erwachsenen ebenfalls Bilder von 15 heimischen Singvogelarten vorgelegt wurden. Gestern wurde das ernüchternde Ergebnis vorgestellt: Im Schnitt erkannten die Teilnehmer sechs der 15 Arten – und schnitten damit nur minimal besser ab als die Schüler vor drei Jahren. Besonders alarmierend: 45 Teilnehmer konnten keinen einzigen Vogel benennen – und das, obwohl in der Auswahl eine ganze Reihe von „Allerweltsvögeln“ wie die Amsel, Star oder der Haussperling (Spatz) waren. Alle 15 Arten erkannten nur fünf Teilnehmer. Am häufigsten erkannten die Befragten die Amsel, die Elster und das Rotkehlchen. Schlusslicht ist der zugegeben nicht ganz leicht zu erkennende Erlenzeisig. Aber etwa auch der häufigste Singvogel Bayerns, der Buchfink, wurde nur sehr selten erkannt.

Das sei schon erschreckend, sagt Student Benjamin Schmid, der die Studie mit seinem Kommilitonen Pirmin Enzensberger betreut hat. Wirklich überrascht habe ihn das Ergebnis aber nicht. „Denn wenn ich mich in meinem Freundeskreis so umhöre, wird klar: Viele junge Menschen wissen nichts über unsere heimischen Singvögel.“

Die Studie zeigt auch: Das Geschlecht machte im Ergebnis keinen Unterschied. Wohl aber das Alter. Je jünger die Befragten, desto weniger Artenkenntnis. „Waren es früher oft noch die Großeltern, die ihren Kindern und Enkeln die Vögel beibrachten, bricht das Wissen jetzt nach und nach weg“, sagt Professor Volker Zahner von der HWST. Eine weitere Erkenntnis der Befragung: Wer viel in der Natur ist – und zum Beispiel einen eigenen Garten hat – schnitt bei der kleinen Vogelkunde besser ab.

Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbunds für Vogelschutz, bilanziert: „Das Interesse am Naturschutz ist so groß wie nie. Doch gleichzeitig ist das Wissen so gering wie vielleicht noch nie.“ Den Naturschutzverbänden falle nun die Rolle zu, diesem Negativtrend bei der Artenkenntnis entgegenzuwirken. Denn eines hat die Studie auch gezeigt: Wer die heimischen Arten kennt, setze sich auch stärker für deren Schutz ein.

Die Auflösung

für unser Vogelrätsel von links nach rechts: Amsel, Kohlmeise, Gimpel.

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