Geweiht zum „Dienst für alle“

von Redaktion

VON CORINNA KATTENBECK

München – Sie wirken bodenständig, motiviert und strahlen Zuversicht aus. Die fünf Geistlichen aus oberbayerischen Ortschaften haben sich bewusst für einen Weg im Rahmen der katholischen Kirche entschieden. Ein Weg, der sie verpflichtet, ein zölibatäres und damit eheloses Leben zu leben.

Georg Böckl-Bichler aus Erlach im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen gewinnt aus dem Dienst am Nächsten mehr Erfüllung, als er zuvor erlangen konnte. „Ich war Lehrer, was ein schöner Beruf ist“, sagt er in einem Vorstellungsvideo des Priesterseminars. „Er hat mich aber nicht zur Gänze erfüllt.“ Ob in der Kindheit, in der Pfarrei oder im Internat: „Ich habe Kirche immer als sehr lebendigen Ort empfunden.“ Wie der 35-Jährige gegenüber unserer Zeitung einräumt, stieß er als Student auch oft auf Kirchenkritiker. Ihm ist bewusst, dass die Kirchen nicht voller werden und Menschen sich von der Pfarrgemeinde entfremden. Sein Bestreben als Kaplan in Wasserburg am Inn: „I gfrei mi, andere Menschen zur Quelle des Lebens und zum Leben in Fülle mitführen zu dürfen.“

Für Robert Daiser aus Truchtlaching (Kreis Traunstein), der Kaplan in Olching bei Fürstenfeldbruck wird, war sein Auslandsjahr in Ecuador wegweisend. Der 29-Jährige entschied sich für eine Priesterausbildung, in der ihn sein Primizspruch begleitete: „In deine Hände lege ich voll Vertrauen meinen Geist, denn du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.“ Dieser Psalm passe zu ihm, da er durch Schicksalsschläge erfahren habe, „dass mich Gott in guten und schlechten Zeiten trägt“.

Auf seine Kaplanstelle im Landkreis Mühldorf am Inn freut sich Stefan Schmitt aus Zolling (Kreis Freising). Er hatte in den sieben Jahren bis zur Diakonweihe die Frage nach seiner Berufung reifen lassen. „Das ist ein langer Prozess, zu dem auch Zweifel und ungelöste Fragen gehören, die man aushalten muss“, sagte er unserer Zeitung. Der 26-Jährige, der gerne liest, musiziert und in den Bergen wandert, hadert mit der Rolle der Frau in der Kirche: „Es wäre ein großer Gewinn für die Kirche und die Gläubigen, wenn die Charismen der Frauen noch besser wahrgenommen, angenommen und gefördert würden.“

Für Tobias Pastötter war die Priesterweihe ein Meilenstein. Der 31-Jährige aus dem Berchtesgadener Land zieht aus seinem Primizspruch viel Ansporn: „Alles vermag ich durch den, der mich stärkt.“ Pastötter erklärt: „Es ist die Bibelstelle, die mich die ganzen Sorgen und Probleme, die alltäglichen Herausforderungen bestehen lässt.“

Wie auch Stefan Schmitt und Tobias Pastötter tritt Josef Schmid aus Partenkirchen eine Kaplanstelle im Landkreis Mühldorf am Inn an. An seiner neuen Wirkungsstätte möchte der 29-Jährige den Menschen gemäß seinem Wahlspruch die Hoffnung geben, „mit Jubel zu ernten und ein Leben lang auf der Suche zu bleiben“.

Kardinal Marx gab den Neupriestern mit auf den Weg, das Priestertum als „Dienst für alle“ zu verstehen. Ein Priester, der „etwas Besonderes sein wolle“, habe nicht verstanden, was Jesus vorgelebt habe. Es gelte nicht zu wetteifern um Macht und Einfluss, sondern darum, was man für die anderen tun könne.

Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ setzt große Hoffnung in die jungen Männer. Die Zukunft der Kirche hänge wesentlich davon ab, dass sie zur ursprünglichen Gemeinschaft zurückfinde – und zwar ohne Aufspaltung in Kleriker und Laien und mit offener Thematisierung von Zölibats- und Frauenfragen.

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