Zäher Start auf dem Laufband

von Redaktion

VON NINA PRAUN

Brunnthal/Perchting/Gilching – Seit über einem Monat dürfen die Fitnessstudios in Bayern wieder öffnen – für die Stammkunden war das eine große Erleichterung: „Alle sind so happy, so voller Freude“, sagt Renate Holland. Sie betreibt sieben Fitnessstudios in der Region, etwa in Brunnthal (Kreis München) und Wasserburg, ist viel in den Studios unterwegs und unterhält sich gerne mit ihren Mitgliedern: „Sie sagen alle, es war eine Katastrophe. Denn zu Hause trainieren ist einfach nicht das Gleiche.“ Dort fehlt erstens die Ausstattung und zweitens der soziale Kontakt. „Man arbeitet zu Hause, lebt zu Hause, und dann soll man auch noch zu Hause trainieren – da gibt es einfach keine Abwechslung mehr“, sagt Holland.

Doch so sehr sich die treuen Stammkunden über die Öffnung gefreut haben, von einem Ansturm auf die Studios kann derweil noch keine Rede sein. „Manche haben wohl noch etwas Angst“, sagt Holland. Ähnliches beobachten Kollegen. „Viele sind zwar heilfroh, dass sie wieder herkommen dürfen“, sagt etwa Siegfried Wodzka, der ein Sportstudio in Gilching (Kreis Starnberg) betreibt. „Aber es läuft schon etwas verhalten an.“ Martin Gubo von der Bodywerkstatt in Perchting (Kreis Starnberg) beobachtet dasselbe: „Alle sind froh, dass wir wieder geöffnet haben – aber teilweise ist es schon noch sehr zäh.“

Nach Angaben des Arbeitgeberverbandes deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) gab es Ende 2020 etwa 1600 Fitnessstudios im Freistaat mit rund 1,6 Millionen Mitgliedern – rund 220 000 weniger als 2019. Auch Wodzka, Gubo und Holland berichten von vielen Kündigungen in der Corona-Zeit. Etwa 22 bis 30 Prozent der Mitglieder in ihren Studios haben während der Pandemie die Mitgliedschaft beendet, sagt Holland. Kündigungen gebe es zwar stets, erklärt auch Wodzka, „doch normalerweise werden die ja durch neue Kunden wieder aufgestockt.“ Die blieben – und bleiben – aber immer noch aus.

Dass noch keine neuen Mitglieder in die Studios eilen, liegt auch an der Sommersaison, erklärt Gubo. Wenn schönes Wetter ist, zieht es die Leute eben nicht so sehr in die Fitnessstudios, sondern an die frische Luft. Gleichzeitig beobachtet er aber auch eine gewisse Angst davor, was im Herbst passieren mag: „Denn jetzt wird ja schon wieder von einer vierten Welle gesprochen.“ Auch Wodzka beobachtet diese Zurückhaltung: „Die Politik verunsichert die Menschen schon wieder, das ist nicht förderlich.“

Etwas anderes beobachtet Gubo bei den Kindern. „Die Kurse für Kinder sind vollkommen ausgebucht. Die Kinder sind richtig wild darauf, sich wieder zu bewegen. Und man sieht, wie es ihnen guttut.“ Doch bei den Erwachsenen scheint diese Erkenntnis noch nicht durchgesickert zu sein. „Wir haben eine Handvoll neuer Kunden, mehr nicht“, sagt Gubo. Dabei sieht er selbst bei den Stammkunden, dass diese in der Pandemie ein paar Pfunde zugelegt haben. „Bei vielen waren das schon fünf bis zehn Kilo“, so Gubo schmunzelnd. „Es war eben eine harte Zeit, für uns alle“, sagt Holland. „Aber jetzt sehe ich wieder optimistisch in die Zukunft.“

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