Impfzauderer Aiwanger

Problem mit der Glaubwürdigkeit

von Redaktion

DIRK WALTER

Es gibt richtigerweise keinen Impfzwang in Deutschland. Wie jedermann und -frau hat also auch Hubert Aiwanger das Recht, sich nicht impfen zu lassen. Warum er sagt, er wolle da noch etwas warten (auf was?), muss man dabei nicht verstehen. Es ist seine persönliche Entscheidung. Und was gar nicht geht, ist die Art und Weise, mit der Ministerpräsident Markus Söder seinen Vize-Regierungschef outete. Auch für Politiker gibt es einen Persönlichkeitsschutz. Aus gutem Grund muss auch niemand seine Krankheitsgeschichten offen legen.

Nun aber ist die Geschichte in der Welt. Und es stellen sich Fragen: Impfzauderer Aiwanger verantwortet als Vize-Regierungschef seit eineinhalb Jahren alle Höhen und Tiefen der bayerischen Corona-Politik mit. Er hat die monatelangen Schließungen (Schule, Gastro, Kultur) mitgetragen. Und auch nicht widersprochen, als es dann hieß, die einzige Strategie gegen einen erneuten Lockdown sei das Impfen. Da passt es mit dem Amt eines Wirtschaftsministers schlecht zusammen, beim Impfen selbst endlos lang zu trödeln.

Gerade in einer Phase, in der die Impfbereitschaft der Bevölkerung nachlässt, haben Politiker eine Vorbildfunktion. Wie bitteschön will die Regierung eine Impfquote von 85 Prozent bei den über 18-Jährigen bis Ende September erreichen (im Moment sind es nur gut 35 Prozent), wenn sich die Regierungsspitze verweigert? Das macht einen ganz schlechten Eindruck. Als Politiker hat Aiwanger nun ein Glaubwürdigkeitsproblem. Das kann er nur lösen, wenn er sich impfen lässt. Oder aber schlüssig erklärt, wie man auch ohne Impfen durch die Corona-Krise kommt. Dirk.Walter@ovb.net

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