Füracker will Unternehmen aufs Land locken

von Redaktion

Zweite Stufe der Behördenverlagerung beginnt – Opposition kritisiert „Landlustmarketing“

München – Vor sieben Jahren hat der damalige Finanzminister Markus Söder (CSU) mit seiner Heimatstrategie ein Konjunkturprogramm für strukturschwache ländliche Gebiete ausgerufen. Ein Kernpunkt war die Behördenverlagerung: 2500 Arbeitsplätze sollten in vom Bevölkerungsschwund gebeutelte Regionen umgesiedelt werden, um dem Ziel der gleichwertigen Lebensverhältnisse in Stadt und Land näher zu kommen. Ein Großteil der geplanten Verlagerungen seien bereits abgeschlossen, bilanzierte Söders Nachfolger im Finanzministerium, Albert Füracker (CSU) gestern, und sprach von einer „reinen Erfolgsgeschichte“.

Deswegen sollen bis zum Jahr 2030 rund 2700 weitere Arbeitsplätze in den ländlichen Raum verlagert werden – so hatte es das Kabinett vergangene Woche beschlossen. Demnach sollen zum Beispiel jeweils 500 Stellen der Regierung von Oberbayern in München in den Raum Ingolstadt und Rosenheim wandern. Oder auch 470 Stellen des Fachbereichs Finanzwesen der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Herrsching (Kreis Starnberg) ins oberfränkische Kronach.

Parallel zu neuen Behördenverlagerungen will die Staatsregierung auch mehr Unternehmen in die ländlichen Räume locken. Wichtig seien heimatnahe, klimafreundliche Arbeitsplätze mit kurzen Wegen zur Arbeit, sagte Füracker. Auch internationale Unternehmen sollten sich überlegen, zweite Standorte und Dienstsitze in einer anderen Region zu schaffen – das sei quasi eine Aufforderung. Mit einem Gütesiegel „Heimatverbundene Unternehmen“ will Füracker die Betriebe locken.

Zudem will die Staatsregierung die Kommunen in ländlichen Räumen „demografiefest“ machen, also etwa drohende Abwanderung stoppen. Heimat- und Demografieprojekte von örtlichen Initiativen sollen bis 2025 mit Millionensummen staatlich gefördert werden. Auch der Ausbau gigabitfähiger Breitbandnetze soll weiter vorangetrieben werden.

Denn Bayern wächst weiter – auch auf dem Land. 2020 seien zum elften Mal in Folge mehr Menschen zu- als abgewandert, heißt es im jüngsten Heimatbericht. Auch die Geburtenzahlen im ländlichen Raum liegen auf dem höchsten Niveau seit 20 Jahren.

Für die Opposition fällt die Bilanz der Heimatstrategie weniger positiv aus. „Wir müssen den ländlichen Bereich stärken, statt Behörden-Arbeitsplätze wie Almosen übers Land zu verteilen“, sagte der Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann. Wenn die Infrastruktur gestärkt sei, könne die Staatsregierung gerne auch wieder ihr „Landlustmarketing“ betreiben. Auch der SPD-Abgeordnete Klaus Adelt kritisierte, Fürackers Ankündigungen seien „heiße Luft“ und unkonkret. Von gleichwertigen Lebensverhältnissen sei der Freistaat meilenweit entfernt.  dg/mik/lby

Artikel 2 von 11