Neues Rücktrittsgesuch nicht ausgeschlossen

von Redaktion

München – Kurz bevor sich Kardinal Reinhard Marx in einen dreiwöchigen Urlaub verabschiedet, wendet er sich in einem Brief an die Gläubigen der Münchner Erzdiözese. In dem Schreiben, das am Wochenende in den Gottesdiensten verlesen wird, schließt der 67-Jährige auch ein erneutes Rücktrittsgesuch an den Papst nicht aus.

„Wenn sich eine neue Situation ergibt oder veränderte Umstände, die meinen Dienst grundsätzlich in Frage stellen, werde ich prüfen, ob ich nicht erneut das Gespräch mit dem Heiligen Vater suchen sollte“, schreibt er. Er verstehe seinen Dienst als Bischof nicht als Amt, „das mir gehört und das ich verteidigen muss“, sondern als einen Auftrag für die Menschen im Erzbistum und als Dienst an der Einheit der Kirche. Sollte er diesen Dienst nicht mehr erfüllen können, „dann wäre es an der Zeit – nach Beratung mit den diözesanen Gremien und auch der Aufarbeitungskommission und dem Betroffenenbeirat – zum Wohl der Kirche zu entscheiden und meinen Amtsverzicht erneut anzubieten.“

Nachdem Papst Franziskus sein Rücktrittsgesuch abgelehnt hatte, könne er nicht so einfach weitermachen, als sei nichts geschehen, macht Reinhard Marx klar. Der Schock des Missbrauchs durch Amtsträger und Mitarbeiter der Kirche weiche für ihn nicht. Mit seinen Mitarbeitern und diözesanen Gremien werde er überlegen, was es bedeuten kann, nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen. Reinhard Marx legt offenbar großen Wert darauf, den Gläubigen zu versichern, dass er gerne ihr Bischof ist. „Als Westfale fühle ich mich hier in Oberbayern sehr wohl, ja inzwischen kann ich sogar sagen dahoam.“ Er sagt ein „neues Ja“ zu seinem Amt, aber ist sich auch darüber im Klaren, dass sich etwas ändern muss. Darüber will er jetzt wohl im Urlaub in Ruhe nachdenken. Gebraucht werde demnach eine Erneuerung der Kirche, aber auch die „Einheit in der Vielfalt“.

Im Herbst, wenn das neue Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen veröffentlicht wird, könnte es neue Diskussionen auch über etwaige Fehler von Kardinal Marx geben. Der 67-Jährige hat mit dem neuen Schreiben klargemacht, dass er bei neuen Erkenntnissen Konsequenzen ziehen werde. Eines ist klar: Situationen wie im Erzbistum Köln, wo Gläubige ihre Kinder nicht von Kardinal Rainer Maria Woelki firmen lassen wollen, wird es in München nicht geben.  cm

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