Wo Kaiserin Sisi und König Ludwig kurten

von Redaktion

Bad Kissingen – „Eilmeldung: Wir sind Welterbe“: Mit diesen Worten macht die unterfränkische Kurstadt Bad Kissingen jedem Besucher ihrer Webseite klar, wie riesig die Freude über den verliehenen Welterbetitel der Unesco ist. „Wir wollen kein Museum werden, sondern wir wollen gelebte Geschichte mit Anspruch hier in Bad Kissingen haben“, kündigte Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) kurz nach der Entscheidung an. Mit dem Welterbetitel sei es leichter möglich, Unternehmen, Bürger und Bürgerinnen für die Stadt zu gewinnen, „weil wir mit der Anerkennung nun in der Champions League in der öffentlichen Wahrnehmung deutscher Städte sind“. Kunstminister Bernd Sibler (CSU) stimmte nach der Entscheidung. in den Jubelchor ein: „Das sind großartige Nachrichten für Bad Kissingen und für das gesamte Kulturland Bayern.“

Am Samstag hatte die Unesco Bad Kissingen als Teil des neuen Welterbes „Große Bäder Europas“ aufgenommen. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation traf die Entscheidung im chinesischen Fuzhou. Als Welterbe werden nur Kultur- und Naturstätten von herausragendem universellen Wert ausgezeichnet. Die „Großen Bäder Europas“ sind Kurorte, die vom späten 18. Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert internationale Bedeutung erlangten. Zu den elf Kurstädten, die den Welterbetitel erhielten, zählen auch Baden-Baden (Baden-Württemberg) und Bad Ems (Rheinland-Pfalz) sowie Spa in Belgien, Vichy (Frankreich), Bath (Vereinigtes Königreich) sowie Karlsbad, Franzensbad und Marienbad in der Tschechischen Republik. Im Stadtbild zeichnen sich die Kurorte bis heute mit Bauten aus, die auf medizinische, therapeutische und gesellschaftliche Funktionen ausgerichtet sind.

In ihrer Geschichte kann die 22 000 Einwohner zählende Große Kreisstadt Bad Kissingen auf prominente Besucher verweisen: Die österreichische Kaiserin Elisabeth („Sisi“) war laut Stadtarchiv schon dort, ebenso Reichskanzler Otto von Bismarck und der Schriftsteller Theodor Fontane. Bad Kissingen gehörte im 19. Jahrhundert zu den bedeutendsten Kurbädern Europas. Das Bayerische Staatsbad an der Saale ist bekannt für sein Heilwasser, das aus mehreren Quellen sprudelt und das bereits im ausgehenden Mittelalter die ersten Kurgäste anzog. Der bayerische König Ludwig I. ließ Bad Kissingen im 19. Jahrhundert gezielt ausbauen. Viele gekrönte Häupter suchten fortan in der fränkischen Kurstadt Erholung: Kaiserin Elisabeth von Österreich reiste meist inkognito als „Gräfin von Hohenembs“ an; zuweilen wurde sie auch von ihrem Mann, Kaiser Franz Joseph, begleitet. Der russische Zar Alexander II. kurte genauso in Bad Kissingen wie Bayern-König Ludwig II.

Zu den bayerischen Welterbestätten neben Bad Kissingen zählen die Würzburger Residenz und der Hofgarten, die Wallfahrtskirche „Die Wies“ in Oberbayern, die Altstadt von Bamberg und Regensburg, die prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen, das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth und das Augsburger Wassermanagement-System.

Auf der Welterbeliste stehen mehr als 1100 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 51 davon gelten als bedroht. Deutschland hat jetzt 48 Welterbestätten. Die Beratungen und die Entscheidung darüber, ob der Donaulimes als Teil der Grenze des antiken Römischen Reiches, die deutsche Nummer 49 wird, hat das Unesco-Komiteee auf den heutigen Montag verschoben  dpa

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