In Bayern blitzt’s am meisten

von Redaktion

Die Stadt Kempten führt die Einschlag-Statistik im Freistaat an

München – Die Chance, von einem Blitz getroffen zu werden, ist mit etwa eins zu sechs Millionen geringer, als im Lotto zu gewinnen. Doch dazu gab es vergangenes Jahr in Deutschland theoretisch 399 272 Mal die Möglichkeit – denn so viele Blitze schlugen 2020 bundesweit ein. Laut dem Blitzatlas waren das über fünfmal mehr als 2019. Über ein Viertel davon (113 967) traf Bayern und machte damit den Freistaat erneut zum Spitzenreiter. In Bayern liegen außerdem sechs der zehn blitzdichtesten Städte und Regionen bundesweit. München führt als blitzdichteste Landeshauptstadt die Statistik an: Fast 700 Blitze ergaben durchschnittlich 2,1 Erdblitze pro Quadratkilometer. In Berlin waren es zum Vergleich 0,75.

„Bei den vorwiegend bayerischen Stadt- und Landkreisen unter den Top 10 spielt sicherlich die Nähe zum Alpenrand eine große Rolle“, sagt Stephan Thern. Er ist Leiter des Blitzinformationsdienstes von Siemens (BLIDS). Dort ermittelt er, wo, wann und wie oft in Deutschland Blitze einschlagen. Dafür benutzt er 160 miteinander verbundenen Teststationen in ganz Europa. Diese Blitzdaten verwendet unter anderem der Deutsche Wetterdienst für seine Arbeit. Aber auch Versicherungen prüfen mithilfe der Informationen gerne vermeintliche Blitzschäden.

Die größte Blitzdichte verzeichnete die niedersächsische Region Wolfsburg. Dort zählte der BLIDS 1195 Blitze, was 5,8 Blitzeinschläge pro Quadratkilometer sind. Und das, obwohl es in der Blitzhauptstadt nur drei Gewitter gab. Platz zwei und drei belegen die Städte Kempten im Allgäu und Miesbach (siehe Tabelle). Kurioserweise liegen auch die Regionen mit den wenigsten Erdblitzen im Freistaat. So verzeichnete der BLIDS in Coburg nur einen und in Bamberg zwei Blitzeinschläge – eine Dichte unter 0,04. Bei den Bundesländern führt Hamburg mit 1,9 Einschlägen pro Quadratkilometer. Bayern liegt mit 1,6 auf dem zweiten Platz. „Bemerkenswert beim Blitzgeschehen 2020 war, dass die Gewitterfronten vor allem in Nord- und Süddeutschland stattfanden und die Mitte Deutschlands geradezu ausklammerten“, sagt Thel. Außerdem fiel dem Experten auf: „Dass die Spitzenreiter zunehmend im Norden zu finden sind, ist eine Entwicklung, die wir erst in den letzten Jahren beobachten.“

Am häufigsten gewitterte es bundesweit zwischen Juni und August. Der blitzreichste Tag war der 13. Juni. An jenem Tag schossen 89 517 Blitze vom Himmel. Etwa 27 000 waren es in Niedersachsen, 17 000 in Bayern. Der Rest schlug vor allem in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ein. RAFFAEL SCHERER

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