Kinderschädel aus dem 19. Jahrhundert aufgetaucht

von Redaktion

Schliersee – Im Archiv der Universität Jena ist ein bemalter Kinderschädel aus dem Jahr 1814 aufgetaucht. Er stammt aus dem Landkreis Miesbach, wie aus der Aufschrift des Schädels hervorgeht: „Die ehrenzüchtige Jungfrau Maria Ehamin, Bauers Tochter vom Langer-Bauer, in Fischhausen gestorben, 25. Februar 1814. 12 Uhr Abend war die letzte Stunde mein. Niemand weiß wann kommt die Sein. Mein Leben war nur dreizehn Jahr. 1822.“ Trotz fehlenden anatomischen und pathologischen Besonderheiten ist der Schädel einzigartig: Von den Stirnseiten rankt bis zum oberen Hinterkopf ein gemalter Blütenkranz. In den dunklen Augenhöhlen deuten Reste von Farbpigmenten auf eine ehemals goldschimmernde Ausmalung.

Aufgrund der Aufschrift „Fischhausen“ wurde der Fund in Schliersee bekannt. Der dortige Heimatforscher Gerhard Wittich hat die Geschichte nun entschlüsseln können, nachdem er das örtliche Pfarrregister mit 10 000 Eintragungen durchforstet hatte. Fündig wurde der 92-Jährige mit der Karte von Josef Eham, dem Vater des mit 13 Jahren an Typhus gestorbenen Kinds. Dort ist das Geburtsdatum des Mädchens, 31. Juli 1800, vermerkt, was mit der Altersangabe übereinstimmt. Die acht Jahre nach dem Begräbnis folgende Exhumierung des Schädels erklärt die Forscherin Ulrike Lötzsch, die am Institut für Anatomie des Universitätsklinikums Jena arbeitet, mit einem Vorgehen, das in Bayerns Alpenregion teils üblich war: „Einige Jahre nach der Bestattung wurden die noch erhaltenen Gebeine exhumiert, gereinigt, in der Sonne gebleicht und anschließend in Beinhäusern ausgestellt.“

Künftig soll der Schädel in Jena ausgestellt werden. In die Uni-Sammlung könnte er über ein in Schliersee ansässiges Ferienheim der Jenaer Firma Schott gekommen sein.

JONAS NAPILETZKI

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