Basel/Oberstdorf – Er sieht aus wie ein Maikäfer mit Haarbüscheln und schimmert am Hals grün-metallisch. Der Japankäfer ist in der Schweiz an der Grenze zu Deutschlands aufgetaucht – auch in Bayern gab es einen Verdacht. Pflanzenschützer sind in Alarmbereitschaft und bitten um Mithilfe.
Die Tiere können nach Angaben des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums (LTZ) Augustenberg starke Fraßschäden anrichten. Natürliche Gegenspieler fehlen hierzulande. Daher sollen auch Laien die Augen offen halten und mögliche Funde melden – und einfrieren.
Als „Käfer mit großem Appetit“ ordnet das Julius Kühn-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, das Insekt mit dem lateinischen Namen Popillia japonica ein: Über 300 Gehölzarten teils sehr verschiedener Pflanzengattungen bildeten die Nahrungsgrundlage. Das LTZ nennt vor allem Apfelbäume, Steinobstbäume, Erdbeeren, Garten- und Sojabohnen, Mais, Weinreben, Rosen sowie viele andere Strauch- und Baumarten. Die Engerlinge – also die Larven – ernährten sich überwiegend von Graswurzeln. Treten sie massiv auf, könnten sie Rasen, Wiesen und Weiden zerstören, warnen die Experten. Mitte Juli war ein männlicher Käfer in einer sogenannten Pheromonfalle in der Nähe des Baseler Güterbahnhofs gefangen worden. Der Eidgenössische Pflanzenschutzdienst vermutet den Angaben nach, dass er als „blinder Passagier“ aus einem Befallsgebiet um den Lago Maggiore in das rund 250 Kilometer entfernte Basel gelangte.
Laut LTZ und JKI gibt es Hinweise auf jeweils einzelne Funde von Japankäfern in Deutschland im Jahr 2014 bei Paderborn in Nordrhein-Westfalen und 2018 in Bayern bei Oberstdorf. Beide Funde konnten von den amtlichen Pflanzenschutzdiensten nicht bestätigt werden.
Carolin Bögel von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft erläuterte, den dortigen Fund habe ein Urlauber gemeldet. Doch weder habe der Fundort bestimmt werden können, noch sei bei anschließenden Erhebungen im fraglichen Gebiet in Bayern ein Käfer gefunden worden. Auch in NRW konnte der gemeldete Fall nicht bestätigt werden. Der Japankäfer gilt deswegen vorerst weiter als in Deutschland nicht vorkommend.
In der Schweiz wird momentan abgeklärt, ob es sich um einen Einzelfund oder tatsächlich um einen Befall mit dem Japankäfer handelt. Um eine Ausbreitung zu verhindern, könnten laut LTZ zum Beispiel Einschränkungen beim Pflanzentransport, engmaschige Netze, Insektizide oder Pilze helfen. „Die Chance auf eine vollständige Tilgung ist umso größer, je früher der Japankäfer gefunden wird.“ Daher ruft das LTZ auf, bei der Überwachung zu helfen: „Sollten Sie einen Japankäfer an Pflanzen, Fahrzeugen, an der Kleidung oder Gepäckstücken entdecken, fangen Sie den Käfer (tot oder lebendig) und bewahren ihn sicher auf“ – zum Beispiel einfrieren bei minus 18 Grad. Dann solle der Pflanzenschutzdienst informiert werden, mit Foto und Fundort an die Mailadresse pflanzenschutz-insekten@ltz.bwl.de.
Erwachsene Japankäfer sind rund einen Zentimeter groß und sehen so ähnlich aus wie heimische Gartenlaub-, Mai- oder Junikäfer. Der Japankäfer aber habe fünf weiße Haarbüschel an jeder Hinterleibsseite und zwei am Ende des Körpers. Das Halsschild schimmere auffällig grün-metallisch. Die Flugzeit ende im September. dpa