Sportvereine kämpfen um Nachwuchs

von Redaktion

VON CORNELIA SCHRAMM

München – Gesucht wird Nina. Sie ist 13 Jahre alt und turnt seit sieben Jahren im Verein. Die Realschülerin ist pflichtbewusst, legt viel Wert auf Nachhaltigkeit, gesunde Ernährung und soziale Netzwerke. „Nina“ gibt es aber gar nicht wirklich – und dennoch steht sie stellvertretend für junge Menschen zwischen elf und 25 Jahren. Die wollen die bayerischen Sportvereine zurückgewinnen – nachdem sie auch ohne Corona-Zwangspause zu häufig ihre Mitgliedschaften kündigen. Der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) will ihr Sport-, Kommunikations- und Konsumverhalten wissenschaftlich analysieren und die Ergebnisse nutzen.

„Ab dem 15. Lebensjahr treten viele junge Menschen aus Sportvereinen aus. Diese Quote wollen wir verringern“, sagt Susanne Burger, Geschäftsführerin des BLSV. Themen wie Ernährung und virtueller Austausch sollen nicht nur Einzug in die Schule, sondern auch in den Sportverein halten. „Wir müssen Kinder und Jugendliche mit neuen Angeboten abholen.“ Dazu zählt etwa, Sport-Ikonen wie Ex-Skifahrer Felix Neureuther an Grundschulen zu schicken, sagt BLSV-Präsident Jörg Ammon. Das soll mehr Kinder zum Sport animieren.

Der bayerische Sport ist also in Aufbruchsstimmung und blickt nach 18 Monaten Pandemie mit neuen Ideen nach vorne. „Vor allem der Hallen- und Kontaktsport hat gelitten. Die Zeit der Schließungen war wirtschaftlich und finanziell nicht einfach, aber insgesamt ist der bayerische Sport ganz gut durchgekommen“, resümiert Ammon. „In Spanien etwa stand der Kader- und Profisport lange still. Hier durfte man bis auf eine kurze Phase durchtrainieren.“ Den Amateursport teils komplett herunterzufahren, sei zunächst der richtige Weg gewesen. Immerhin habe es da noch keine Impfungen gegeben.

Bis 2019 verzeichnete der BLSV ein stetiges Wachstum an Mitgliedern in den Sportvereinen. „Die rückläufigen Zahlen von 2020 und 2021 führen wir also auf Corona zurück“, sagt Ammon. 2019 waren noch 4,5 Millionen Bayern im Sportverein gemeldet. Aktuell liegt die Zahl bei 4,32 Millionen. Bedenklich findet Ammon die Bilanz vor allem im Hinblick auf die Kinder. 2019 waren rund eine Million im Verein angemeldet. 2021 sind es nur noch rund 896 000. Demnach traten 106 676 Kinder aus. In der Gruppe der Sechsjährigen sind das 25 Prozent.

„Je ländlicher die Region, desto besser für die Vereine. Hier ist die Bindung groß und die finanzielle Einbuße wegen vielen Ehrenamtlichen niedriger“, sagt Ammon. „Die Stadt München und das Umland hat es am stärksten getroffen.“ Inzwischen sind viele Vereine aber positiv überrascht. „Viele Kinder sind im Sommer zurückgekehrt. Daher haben einige Vereine auch signalisiert, in den Sommerferien nicht zu pausieren.“ So etwa der TSV Grünwald und der TSV Starnberg.

Mit Blick auf den Winter rechnet Ammon nicht mehr mit einem Lockdown: „Mit den drei Gs – geimpft, genesen oder getestet – sollte auch der Hallensport aufrechterhalten bleiben können.“ So beteiligt sich der BLSV auch aktiv an der Impfkampagne des Freistaates. „Wir sehen Impfen als gesellschaftliche Aufgabe und einzige Lösung in der Pandemie.“ Dafür wirbt jetzt sogar Fußball-Profi Leroy Sané. Eine weitere Ikone, die Kinder wieder auf Bayerns Sportplätze und in die Hallen locken soll.

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