München – Einen Festzug zum Hochfest Mariä Himmelfahrt, bei dem junge Mädchen in Tracht bunte Kräuterbuschen mittragen, wird es auch heuer in Kochel am See (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) nicht geben. Aber wenigstens einen Festgottesdienst um 9.30 Uhr bei schönem Wetter auf dem Seefestplatz. Und dort werden die Gläubigen natürlich auch die bunten Sträuße zur Kräutersegnung mitbringen.
Mariä Himmelfahrt ist ein buntes, prächtiges Marienfest, bei dem am 15. August die Aufnahme Mariens in den Himmel gefeiert wird (siehe Kasten). Der auch „Frauentag“ genannte Feiertag gilt als das wichtigste Marienfest. „Grundsätzlich sind die Marienfeste sehr alte Feste und bis ins 5. und 6. Jahrhundert zurückzuverfolgen“, sagt Daniela Sandner vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. Daran könne man auch die Bedeutsamkeit von Maria ablesen. „In Bayern setzte die Marienverehrung so richtig im 18. Jahrhundert ein, als demonstrative Verehrung in Abgrenzung zu den Protestanten – in der Folge von Reformation und Gegenreformation.“
Untrennbar zum Feiertag Mariä Himmelfahrt gehört das Herrichten der Kräuterbuschen, die in den Gottesdiensten gesegnet werden. „Grundsätzlich passen diese bunten Sträuße mit Getreide, Kräutern und Blumen jahreszeitlich in den August, weil die Getreidereife schon weit fortgeschritten ist und wir kurz vor der Ernte stehen.“ Die Kräuterweihe sei ein sehr alter Brauch, der bis ins 13. Jahrhundert zurückgeht. Der tiefere Sinn sei, dass man durch das Binden und Aufstellen der Buschen Gottes Hilfe erbitte. „Man wollte die Kräfte der Natur, denen man ja ausgeliefert war in einer landwirtschaftlich geprägten Umgebung, zugunsten von Mensch und Tier beeinflussen.“ Maria war die Fürsprecherin für die Menschen bei Gott. Die Buschen wurden oft – kopfüber – an den Hauswänden aufgehängt oder im Herrgottswinkel. Das geschieht bis heute so.
Mitunter wurde und wird auch ein Tee aus den Kräutern zubereitet. „Das sollte gegen Krankheiten schützen.“ Ebenso wurden die Kräuter krankem Vieh unters Futter gemischt. „Oder die Buschen wurden verbrannt, was vor Unwetter und Blitzschlag schützen sollte.“ Da hätten sich also abergläubische Vorstellungen mit einer Heiligenverehrung vermischt. Bei den Buschen gibt es klare Regelungen, welche Pflanzen unbedingt dazugehören. Unverzichtbar sind Johanniskraut, Wermut und oft findet sich in der Mitte die Königskerze, um die sich die anderen Pflanzen anordnen. Es können sieben oder neun Pflanzen sein, die typischen Zahlen des Aberglaubens, die auch in Märchen vorkommen.
Daniela Sandner sieht in der Verehrung von Maria auch die Möglichkeit, sie als Vorbild, als Fürsprecherin und als wichtige Frau in der Kirche zu betrachten. Trotz der derzeitigen Debatte über die Rolle der Frau in der Kirche ist Sandner davon überzeugt, dass Maria auch gerade als Mutter heute noch aktuell sein kann. „Obwohl ich mich nicht als tiefgläubigen Menschen bezeichnen würde, war Maria für mich immer eine besondere Figur, weil sie sich als Frau durchsetzen konnte in einer absoluten Männerdomäne.“ Man finde sie in jeder Kirche, in jeder Stadt: „Maria ist omnipräsent.“