Soldat rettet Unfallopfer aus Wohnmobil

von Redaktion

VON DOMINIK GÖTTLER

Odelzhausen – Es ist Donnerstagabend, etwa 17.30 Uhr: Sascha Bilek ist gerade auf dem Heimweg von seiner Bundeswehrdienststelle in Dillingen, als vor ihm auf der Autobahn 8 bei Odelzhausen (Kreis Dachau) ein Wohnmobil ins Schlingern gerät. Reifenplatzer. Der Fahrer, ein 67-jähriger Rentner aus Belgien, verliert die Kontrolle über den Wagen, das Wohnmobil kippt auf die Seite und bleibt zwischen Seitenstreifen und der rechten Fahrbahn liegen.

Der hinterherfahrende 29-jährige Soldat aus dem Geltendorfer Ortsteil Walleshausen im Kreis Landsberg reagiert sofort. Er ist gelernter Kfz-Mechaniker, war selbst bei der Feuerwehr. Er weiß, was zu tun ist. Er stoppt seinen Wagen und rennt zu dem umgekippten Wohnmobil, aus dem schon weißer Qualm aufsteigt. An Bord sind neben dem 67-jährigen Mann noch dessen 65-jährige Frau, ein 16-Jähriger und eine 18-Jährige. „Ich habe versucht, dem Fahrer klarzumachen, dass er die Windschutzscheibe eintreten soll, damit alle nach draußen kommen.“ Doch das funktioniert nicht, die Fahrzeuginsassen sprechen zudem kein Deutsch. Also Planänderung: Sascha Bilek klettert auf den umgestürzten Wagen und zieht einen Passagier nach dem anderen aus dem Seitenfenster.

Mit vor Ort sind weitere Ersthelfer, wie Bilek berichtet. Ein Pole geht ihm auf dem Wohnwagen zur Hand. Eine junge Frau alarmiert die Polizei. Ein Arzt kümmert sich um die herausgezogenen Unfallopfer. Und ein weiterer zufällig anwesender Bundeswehrkamerad lenkt den Verkehr auf der viel befahrenen Autobahn so gut es geht an der Unfallstelle vorbei. „Als wir die Leute rauszogen, wurde der Rauch immer dunkler“, sagt Bilek. Jetzt, weiß er, muss es schnell gehen. Wenige Minuten, nachdem die Ersthelfer die Passagiere aus dem Unfallwagen gezogen haben, schlagen die Flammen aus dem Auto.

Wie die Polizei gestern in ihrem Unfallbericht festhält, war das schnelle Eingreifen der Ersthelfer „vollkommen richtig und geboten“. Der Wohnwagen brennt völlig aus, die umliegenden Feuerwehren brauchen mehrere Stunden für den Einsatz, die Autobahn muss zwischenzeitlich in Richtung München komplett gesperrt werden.

Einigermaßen glimpflich ging der Unfall für die belgische Familie aus. Sie musste die Nacht zwar statt im sonnigen Ferienziel Österreich im Klinikum Fürstenfeldbruck verbringen. Aber sie kamen mit einer leichten Rauchvergiftung, Prellungen und Schürfwunden davon.

Dass die Rettungsaktion nicht ungefährlich war, das wurde Sascha Bilek erst so richtig bewusst, als alle Personen aus dem Auto gerettet waren. „Da hat das Adrenalin etwas nachgelassen und man kommt ins Grübeln“, sagt er. Trotzdem würde er jederzeit wieder so handeln. „Das alles gut gegangen ist, lag daran, dass alle super zusammen geholfen haben“, sagt der Feldwebel. Als er zu Hause seiner Frau von seinem Tag berichtete, stellte diese ihm zur Beruhigung erst mal ein kühles Radler auf den Tisch.

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