Schönau – Ole Behling trägt eine gelbe Weste, auf dem Rücken steht „Streife“. Er ist Leiter der Ranger im Nationalpark Berchtesgadener Land. Und seit ein rund zehn Hektar großes Teilstück des Parks für Besucher gesperrt wurde (wir berichteten), gehören die täglichen Kontrollgänge zu den Aufgaben der 17 Ranger. „Durch die Westen sind wir besser zu erkennen“, sagt Behling. Gelegentlich werden sie von Besuchern auch als „Hilfssheriffs“ oder „Nationalparkpolizei“ bezeichnet. Ganz korrekt ist das zwar nicht – tatsächlich gehört es nun aber zu ihren Aufgaben, den Bereich rund um den Königsbach-Wasserfall zu kontrollieren.
Diese Kontrollen finden täglich statt, seit ein Teil des Areals für Besucher gesperrt wurde. Die Sperrung wurde nötig, weil sich immer mehr Touristen zu den Gumpen gewagt hatten, um dort Selfies von sich zu machen. Der Ort wurde in den sozialen Medien immer bekannter. Zwei junge Männer waren dort sogar ums Leben gekommen. Die Gumpen am Königsbach-Wasserfall liegen nun allerdings nicht im Bereich der Sperrung. „Die Sperrung sei nicht aus Sicherheitsgründen erfolgt“, erklärt Behling. „Die Besucher sind für sich selbst verantwortlich.“ Es gehe rein um den Naturschutz: Die Landschaft hat am Königssee arg gelitten und brauche eine Verschnaufpause. Die Verantwortlichen haben sich auf zunächst fünf Jahre geeinigt. Doch nicht alle Besucher halten sich an diese neue Regel. Behling und sein Team haben insgesamt bereits 47 Verstöße festgestellt.
An diesem Tag hält er eine Gruppe Radfahrer an. Danach eine Dame, die ihren Hund nicht an der Leine hat – das ist im Nationalpark Pflicht. Behling weißt die Dame darauf hin. Etliche Urlauber sind an diesem Tag am Königssee unterwegs. Zwölf große Hinweisschilder sind in dem Gebiet verteilt und weisen auf das Betretungsverbot hin. Rund 95 Prozent der Besucher halten sich daran, berichtet Behling. Aber es gibt auch einige Uneinsichtige. Bei Regelverstößen müssen Besucher mit einer Geldstrafe im dreistelligen Bereich rechnen. Die Verantwortlichen hoffen, dass das abschreckende Wirkung hat. Glücklich sind sie mit der Sperrung auch nicht. „Das ist eine Notlösung, ein letzter Schritt“, sagt Behling. Er hofft, dass der Königsbachwasserfall das einzige gesperrte Areal bleibt. KILIAN PFEIFFER