Grainau – Plötzliche Wassermassen in der Höllentalklamm und dem Hammersbach, der sie durchrauscht, sind nichts Neues. Vor einem Jahr hatten schwere Unwetter den Weg durch die Klamm unpassierbar gemacht. Gut 60 Bergwanderer saßen am 13. Juni 2020 auf der Höllentalangerhütte fest und wurden schließlich mit Hubschraubern ausgeflogen.
Gestern schien es so, als würden sich die Ereignisse wiederholen. Gegen 15.45 Uhr erhielten die die Einsatzkräfte Notrufe über ein Hochwasser in der berühmten Klamm. 200 Meter oberhalb des Ausstiegs waren Ausflügler und Bergsteiger von einem heftigen Gewitter überrascht worden. Sechs Personen saßen fest und konnten weder vor noch zurück. Zudem gerieten zwei Bergsteiger in arge Bedrängnis. Alle acht Personen konnten schließlich von Einsatzkräften durch die Klamm nach unten geführt werden und blieben „körperlich weitgehend unversehrt“, wie es Polizeisprecher Stefan Sonntag formulierte.
Schlimmer erwischte es offenbar weitere Wanderer, die auf einem Holzsteg ebenfalls oberhalb des Klammausgangs standen, als dieser von den plötzlich anschwellenden Wassermassen erfasst und weggespült wurde. So berichteten es Augenzeugen gegenüber der Polizei. „Wir gehen von zwei bis drei Personen aus, die weggerissen wurden“, erklärte am Abend der Polizeichef von Garmisch-Partenkirchen, Christian Langenmair, dessen Leute den Einsatz von über 150 Helfern koordinierte. Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe gab es noch keine Hinweise auf den Verbleib dieser Personen. Neben etlichen Streifenfahrzeugen aus der Region waren auch vier Hubschrauber angefordert worden, die aber wegen des Regens nur eingeschränkt eingesetzt werden konnten. Auch speziell ausgebildete Canyon-Retter der Bergwacht waren vor Ort. Die Feuerwehr Partenkirchen setzte in der engen Klamm, die ein Hubschrauber nicht erreichen kann, eine spezielle Drohne ein. Außerdem wurden die Brücken über den Hammersbach überwacht. Auch die Loisach, in die der Hammersbach östlich von Grainau mündet, wurde abgesucht.
Unklar war gestern, warum sich trotz der vorhergesagten Unwetter so viele Menschen am Berg befanden. Laut Aussage des Grainauer Bürgermeisters Stephan Märkl war der Wanderparkplatz am Ortsteil Hammersbach gegen 14 Uhr noch zu zwei Dritteln gut gefüllt. Mitarbeit: dw