Bund drängt auf Ausbau von S1 und S4

von Redaktion

VON DIRK WALTER

Eichenau/Freising – Um den Ausbau der S4 zwischen Eichenau und Pasing wird seit Jahren gestritten. Erst sollte die Bahnstrecke um zwei Gleise auf vier erweitert werden, dann wurde das Projekt auf nur ein neues Gleis zurechtgestutzt. Nun die erneute Korrektur: „Auf Basis einer neuen wirtschaftlichen Bewertung“ ist der viergleisige Ausbau in den „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans hochgestuft worden, wie das Bundesverkehrsministerium mitteilte. Für das bayerische Verkehrsministerium kommt diese Entscheidung überraschend – es ging bisher nur von Dreigleisigkeit aus. Die „Argumentation, dass ein sofortiger viergleisiger Ausbau vom Bund finanziell nicht unterstützt würde, ist damit vom Tisch“, sagt die Grünen-Abgeordnete Gabriele Triebel, die die Staatsregierung „unter Zugzwang“ sieht. Eine eben erst gestartete Machbarkeitsstudie, die von einem nur dreigleisigen Ausbau „mit Aufwärtskompatibilität“ (sprich: späterer Ergänzung durch ein viertes Gleis) ausgeht, sei „damit vom Tisch“. Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) verteidigt sich: Frühere Prognosen hätten ergeben, dass sich ein viertes Gleis nicht rechne. Die Korrektur begrüße sie. Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn indes sagt: „Mindestens an zwei Stellen hat der Bund das Land überholt.“ Denn auch den Ausbau der S1-Strecke hält das Bundesverkehrsministerium jetzt für notwendig. Zwischen Neufahrn und Freising müsse ein viergleisiger Ausbau erfolgen. Die Kosten werden mit 338,2 Millionen Euro angegeben.

Barth lobt das Bundesverkehrsministerium („absolut vernünftiges Vorgehen“) auch für weitere Projekte, die nun Dringlichkeit haben. So soll die Bahntrasse zwischen Ingolstadt und Petershausen um zwei Gleise ergänzt werden – was fast eine Milliarde kosten würde. Die Streckengeschwindigkeit zwischen Freising und Regensburg soll auf 160 km/h steigen, um so unter anderem die Fahrzeit auf der Achse München–Prag zu verkürzen.

Außerdem wurde der Bau eines Fußgängerstegs am Münchner Hauptbahnhof hochgestuft. Zu letzterem Bauwerk, das auf Höhe des Holzkirchner Flügelbahnhofs bis zum Starnberger Pendant auf der anderen Seite führen soll (mit Abgängen zu den einzelnen Bahnsteigen), läuft schon seit Oktober 2019 eine Vorplanung, die sich schon mehrmals verzögert hat.

Hintergrund ist der Deutschlandtakt, der als Ganzes in den „vordringlichen Bedarf“ rutscht und die 181 Schienen-Projekte enthält: Er soll künftig Halbstunden-Verbindungen zwischen den wichtigsten Knotenpunkten in Deutschland ermöglichen. Ein Knackpunkt dürfte das Geld sein: In der Summe kosten alle 181 Schienen-Projekte, die sich quer durch Deutschland verteilen und unter anderem auch den Ausbau der hochbelasteten Strecke Berlin–Hamburg vorsehen, rund 40 Milliarden Euro. Wann welches Projekt gebaut wird, muss letztlich der Bundestag entscheiden.

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