Starnberg – Beim zweiten Prozesstag um den Starnberger Dreifachmord sagte gestern eine Kommissarin aus. Sie erklärte vor Gericht, wie der 21-jährige Hauptangeklagte ins Visier der Ermittler geraten war und warum sie so schnell einen erweiterten Suizid ausgeschlossen hatten. Stutzig gemacht hatte die Ermittler die Auffindesituation des toten Sohnes. Sein Arm war ausgestreckt, ein Finger noch am Abzug, berichtete die Beamtin. Das sei ungewöhnlich bei einem Suizid. Zudem fehlte ein Abschiedsbrief und das Handy. Letzteres fand die Polizei später bei einer Durchsuchung in der Wohnung des Angeklagten.
Bei der Kripo hatte sich kurz nach der Tat der Direktor der Berufsschule gemeldet, die der getötete 23-Jährige besucht hatte. Er hatte von dessen Mitschülern von der Tat erfahren. Der Polizei berichtete er, dass der 23-jährige Büchsenmacher-Azubi damit geprahlt hatte, illegale Waffen zu besitzen. Die würden bei einem Freund aufbewahrt werden. Im Zimmer des 23-Jährigen fanden die Ermittler einen Gehaltszettel mit dem Namen dieses Freundes. Bei der Hausdurchsuchung wurden die Waffen gefunden. Der 21-Jährige gestand die Tat. „Wir sind aus allen Wolken gefallen“, berichtete die Kommissarin.
Der mitangeklagte Freund des Hauptangeklagten hatte sich zu Prozessbeginn nicht geäußert. Er soll das Auto gefahren haben. Die Lebensgeschichte des gestern 20 gewordenen führten die Jugendgerichtshilfe und ein psychiatrischer Gutachter aus. Beide berichteten von einer unauffälligen Kindheit und Jugend. Der gebürtige Slowake war als Elfjähriger nach Bayern gekommen. Den erschossenen 23-Jährigen hatte er nicht gekannt. Weil der 20-Jährige kurz nach der Festnahme von Suizidgedanken sprach, riet ein Psychiater zu einer lückenlosen Überwachung. ANGELA WALSER