Berchtesgaden – Wo ist die nächste Bushaltestelle zum Watzmann? Wie wird das Wetter auf der Zugspitze? Toni Wegscheider ist alpiner Berater beim Deutschen Alpenverein in Berchtesgaden. Und zu seinem Alltag gehören auch skurrile Fragen wie diese. Berchtesgaden ist die einzige Sektion, die diesen Service anbietet – und er wird stark in Anspruch genommen. „Vor allem nach dem Unwetter im Juli“, berichtet Wegscheider.
Er ist von Beruf Biologe und im Ehrenamt bei der alpinen Auskunft tätig. Die vergangenen Wochen ist er mit Anfragen regelrecht überschüttet worden, berichtet er. Stehen die DAV-Hütten noch?, wollen die Anrufer wissen. Oder: Hat der Starkregen die Wege zerstört? Nicht alle Anfragen kamen telefonisch, sondern auch per E-Mail. Und ein paar Menschen kamen direkt in die Beratungsstelle neben der DAV-Kletterhalle in Bischofswiesen.
Im vergangenen Jahr waren die Anfragen wegen Corona um 31 Prozent zurückgegangen. 812 Beratungen gab es per Telefon, 446 Mails trudelten ein, 43 Vor-Ort-Gespräche fanden statt. Zu Beginn der Saison im Mai konzentrierten sich die Nachfragen häufig auf die Wetterverhältnisse, etwa zur Watzmannüberschreitung und zur Watzmann-Ostwand. Noch immer spielt die Corona-Pandemie eine Rolle, wenn es um Buchungsstornierungen in Hütten geht zum Beispiel. Oder um alternative Übernachtungsmöglichkeiten in Almhütten. Fragen nach Geheimtipps, nach wenig begangenen Steigen und Schwierigkeitsgraden bei gewissen Touren sind die Regel, berichtet Toni Wegscheider. Und dann kommen auch immer wieder Fragen zum Zelten oder Biwakieren und dem generellen Wildcamping-Verbot im Nationalpark Berchtesgaden. Die Einsicht der Fragenden sei bei diesem Thema immer groß, berichtet der Berater. Einen regelrechten Fragen-Ansturm bemerken er und seine fünf Kollegen immer dann, wenn es in Höhenlagen die ersten Schneefälle gibt. Dann wollen die Menschen wissen, wie die Bedingungen am Watzmann sind oder welche DAV-Hütten erreichbar sind.
Und dann gibt es regelmäßig auch immer wieder kuriose Fragen: Vor Kurzem – also im August – rief etwa ein Mann an, der sich für die im Oktober geplante Watzmannbesteigung nach dem Wetter erkundigen wollte. Eine Frau aus Berlin wollte die Hütte auf der Eckaualm kaufen, um sie in ein „einfaches Wohnhaus mit Hüttencharakter“ zu verwandeln. Schmunzeln musste Toni Wegscheider, als eine Anruferin eine Beschwerde vorbringen wollte: zu viele Kuhfladen auf den Wegen am Jenner. Manchmal sind die Anfragen aber alles andere als lustig: Zwei Jungalpinisten hatten angerufen, weil sie planten, den Mandlgrat vom Kehlstein mit Abstieg über das Purtschellerhaus zu begehen – trotz „des bisschen Neuschnees“. Erfahrungen mit Klettersteigen hätten sie keine. Der DAV konnte Überzeugungsarbeit leisten, die Alpinisten versuchten sich fürs Erste an einer leichteren Route. KILLIAN PFEIFFER